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Caravaning Marktanalyse

Der Preis ist sehr heiß

Die Anschaffung eines Reisemobils oder Wohnwagens folgt besonderen Gesetzen. Es ist eine hochemotionale Angelegenheit und die Branche bedient mit einer unüberschaubaren Vielfalt an Konfigurationen die damit verbundenen Kundenerwartungen an Individualisierung.

Text: Peter Hirtschulz

Dies mit feinem Kalkül – denn überbordende Gefühle und Sehnsüchte lassen rationale Gedanken vernebeln und das schlägt sich auf den Anschaffungspreis und die Zahlbereitschaft nieder.
Allerdings stieß diese über mehrere Dekaden funktionierende Logik mit den Umständen rund um die Covid-Pandemie an Grenzen. Zunächst explodierte die Nachfrage, was den Marktgesetzen folgend zu höheren Preisen führte. Diese wurden dann noch einmal gesteigert, als der Nachschub an Ware infolge der Lieferkrise ausblieb, die Höfe waren so leer wie die Preise zum Teil astronomisch. Dennoch wurde gekauft, denn die Sehnsucht nach Freiheit und Ferien kannte keine Grenzen, zumal Kredite noch immer günstig waren.

Beides sollte mit dem Ukrainekrieg ein Ende finden: Die Nachfrage auf einem gesättigten Markt brach ein und die Kredite wurden rasch viel teurer. Die Fabriken liefen wieder und der Handel war und ist mit hochpreisiger Ware sehr gut bevorratet. Dies lässt manchen Akteur derzeit unruhig schlafen, denn die Fahrzeuge im Lager sind gleichwohl finanziert, was den Druck massiv erhöht. Noch beunruhigender sind allerdings die inzwischen eher skeptischen Kaufinteressenten, denn die gehen die Preise nicht mehr mit und warten ab – sei es, weil die Kaufpreise oder die Fantasie über den Wert des eigenen Fahrzeugs zu hoch sind, oder gar beides.

„Selbst Experten tun sich derzeit schwer damit, marktgerechte Preise zu finden, denn die Übertreibungen der vergangenen Jahre haben den Markt und viele Kunden massiv irritiert“ schätzt Marktforscher Niklas Haupt von MiiOS die Lage ein. „Hinzu kommen die Veränderungen bei den Basisfahrzeugen für Reisemobile, denn was früher in aller Regel ein Fiat Ducato war, ist nun ein Mercedes-Benz Sprinter, ein VW Crafter oder ein Ford, was ebenfalls die gelernte Vergleichbarkeit erschwert.“

Anders, als im klassischen Autohandel gibt es für Freizeitfahrzeuge keine Schwacke-Liste oder Vergleichbares. „Die Händler verlassen sich auf ihr sehr gut entwickelts Gespür“ weiß Sabine Weber. Die Caravaning-Expertin der gsr Unternehmensberatung berichtet aber auch von einer Verunsicherung: „Nach dem Auf und Ab der vergangenen drei Jahre sind viele vorsichtig geworden und suchen nach Orientierung.“

Diese kann der neue Focus Caravaning – PriceAnalyzer bieten. Eine Initiative von MiiOS und GSR in Zusammenarbeit mit dem Auktionsportal Caravanmarkt24. Dabei werden echte Marktdaten nach Segmenten und Zeitreihen ausgewertet. Im Ergebnis kann das Tool aktuelle Transaktionspreise darstellen, was am Ende allen hilft, gute Entscheidungen zu treffen. Der jüngsten Auswertung zufolge geben die Preise Segmentübergreifend weiter nach – im Mittel um über 12 Prozent (Abb. 1) – allerdings mit erheblichen Unterschieden, denn Alkoven verlieren trotz geringstem Angebot im Segmentvergleich stärker und dynamischer an Wert als die, die mit einem deutlich größeren Volumen verfügbaren Kastenwagen.

Bewegung gibt es auch in den Altersklassen der angebotenen Fahrzeuge. So baute sich das Volumen an Fahrzeugen bis zwei Jahre Alter über das gesamte Jahr sukzessive ab und gleichzeitig ein immer größeres Angebot an Fahrzeugen über sechs Jahre auf. „Dies ist ein eigentlich gutes Zeichen“, erläutert Oleg Rubinov, Gründer und Geschäftsführer von Caravanmarkt24, „denn offenbar gelingt es Handel und Herstellern mit Incentives und Zugaben den Bestand abzubauen und gleichzeitig die Besitzer älterer Fahrzeuge zum Kauf von jungen Freizeitfahrzeugen zu stimulieren“.

Mit vielfältigen Auswertungsmöglichkeiten bietet der PriceAnalyzer allen Marktteilnehmern wertvolle Orientierung in einem volatilen und unübersichtlich gewordenen Markt. „Wir freuen uns sehr über das gute Feedback aus dem Markt“, freut sich Niklas Haupt und will mit dem Team der Initiative Focus Caravaning in weiteren Themen noch mehr Transparenz für den Handel bieten. Hierzu dann mehr in der nächsten Ausgabe von Camper Professional.

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