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Deutschland ist und bleibt größter Caravaning-Markt Europas

Das Caravaning-Jahr 2023 in Zahlen

2023 wurden insgesamt 90.365 Caravans und Reisemobile in Deutschland neu zugelassen. Nach den Rekordergebnissen der ersten Corona-Jahre ist die von der Branche erwartete Normalisierung des Marktes eingetreten.

Text und Foto: CIVD

Die Folgen der Pandemie und die unsichere Wirtschaftslage stellen auch die Caravaning-Branche vor Herausforderungen: Das Interesse an Freizeitfahrzeugen ist weiter hoch, jedoch produziert die Branche seit mehr als zwei Jahren unter herausfordernden Bedingungen. Nach den beachtlichen Rekordergebnissen der ersten Corona-Jahre liegen die aktuellen Neuzulassungszahlen, trotz schwieriger Rahmenbedingungen, weiterhin auf einem bemerkenswert guten Niveau: 2023 wurden insgesamt 90.365 Freizeitfahrzeuge in Deutschland neu zugelassen. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem leichten Minus von 0,7 Prozent.
Dass die aktuellen Neuzulassungszahlen unter den Rekordzahlen der ersten Corona-Jahre liegen, ist kein Indikator für ein nachlassendes Interesse am mobilen Urlaub, wie CIVD-Präsident Bernd Löher erklärt: „Die Caravaning-Branche befindet sich seit mehr als zwei Jahren in einer Ausnahmesituation. Die Urlauber zeigen weiter großes Interesse an Reisemobilen und Caravans, wie unter anderem die guten Besucherergebnisse der jüngsten Caravaning-Messen bewiesen haben. Allerdings produziert die Caravaning-Industrie unter erschwerten Bedingungen, da die Auswirkungen der Pandemie und aktuelle Krisen auch in den Produktionsstätten der Hersteller und Zulieferer deutlich spürbar sind. Über 90.000 Neuzulassungen sind angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen ein sehr solides Jahresergebnis und ein Zeichen dafür, dass sich die Branche trotz aller Widrigkeiten auf einem guten Weg befindet.“

Kürzere Lieferzeiten und verbesserte Fahrzeug-Verfügbarkeit
Mit 68.469 Neuzulassungen in den letzten zwölf Monaten toppt das Reisemobilsegment weiterhin das Vor-Pandemie-Niveau und übertrifft das Vorjahresergebnis um drei Prozent. 2022 hatten Lieferengpässen bei Fahrzeug-Chassis die Produktion von Reisemobilen noch erheblich beeinträchtigt, was zu Verzögerungen in der Produktion und Auslieferung von Fahrzeugen führte. Die Verfügbarkeit der Basisfahrzeuge hat sich im Jahresverlauf aber erstmals wieder verbessert. Im Vergleich zum Vorjahr konnten wieder mehr Reisemobile an den Handel geliefert werden.
Das Caravan-Segment meldet dagegen ein Jahresminus: Mit 21.896 Neuzulassungen (- 10,5 Prozent) liegt die Caravan-Sparte unter dem Vorjahresniveau. Die Zahlen spiegeln die aktuelle wirtschaftliche Verunsicherung unter anderem bei Familien und jüngeren Käufergruppen wider: Steigende Lebenshaltungskosten, hohe Zinsen und fehlende Planungssicherheit bewegen potenzielle Käufer dazu, den geplanten Kauf eines Neufahrzeugs auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Stattdessen wird auch im neuen Jahr vermehrt auf das vielseitige an Mietangebot zurückgegriffen, was den Anbietern von Mietfahrzeugen eine große Nachfrage beschert.
Auch das Interesse an gebrauchten Caravans und Reisemobilen ist weiter groß: Insgesamt 177.459 Besitzumschreibungen (+3,1 Prozent) wurden im vergangenen Jahr registriert, was sich in einem Plus für beide Fahrzeugsparten widerspiegelt: 98.172 gebrauchte Reisemobile (+5,3 Prozent) und 79.287 Caravans (+0,4 Prozent) wechselten im Jahr 2023 ihren Besitzer.
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Angebotssituation für Kunden insgesamt deutlich verbessert: Zum Jahresstart lohnt sich der Besuch im Handel besonders für Interessierte, denn Händlerhöfe sind wieder gut und vielseitig bestückt und auch die Wartezeiten für individuell konfigurierte Fahrzeuge sind im Vergleich zu den Vorjahren gesunken.

Interesse ungebrochen – Herausforderungen bleiben
Mit Blick auf 2024 steht die Caravaning-Branche weiter vor großen Aufgaben: „Die Lage für Caravaning-Industrie und Handel ist und bleibt angespannt. Von normalen Produktionsbedingungen sind die Hersteller noch weit entfernt und auch die Händler spüren aktuell die Verunsicherung auf Kundenseite. Erschwerende Faktoren wie der akute Fachkräftemangel und hohe Energiepreise belasten die Branche zusätzlich“, bilanziert CIVD-Präsident Bernd Löher. Doch trotz der schwierigen Gegebenheiten gibt es laut Verbandspräsident auch Grund für Optimismus: „Die sinkende Inflationsrate zum Jahresende macht Mut, dass sich die Kaufkraft der Verbraucher in den kommenden Monaten weiter stabilisiert. Zudem hoffen wir in diesem Jahr auf eine bessere Zinslage, was den Kunden wieder mehr Planungssicherheit geben sollte. In der aktuellen Lage ist es besonders wichtig, dass die Politik den Unternehmen und Verbrauchern positive Impulse gibt und stabile Wirtschaftsverhältnisse schafft. Davon abgesehen hat sich Caravaning bereits während der Pandemie als krisenfeste Urlaubsform bewiesen und das Interesse der Deutschen an Freizeitfahrzeugen ist ungebrochen groß. Trotz aller Herausforderungen dürfen sich die Kunden auch im Caravaning-Jahr 2024 auf eine große Produktpalette und zahlreiche Innovationen freuen.“

Deutschland ist und bleibt größter Caravaning-Markt Europas

Das Caravaning-Jahr 2023 brachte unter anderem für Reisemobil-Hersteller in Bezug auf Lieferzeiten erste Verbesserungen mit sich. Insgesamt liefen in den vergangenen zwölf Monaten rund 133.568 Freizeitfahrzeuge von den Bändern. Dies ist ein Plus von 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Spartenübergreifend gingen mit 51.984 Einheiten (Ausfuhrquote: 39 Prozent) 4,8 Prozent weniger Fahrzeuge ins Ausland als in 2022.

Reisemobilproduktion erholt sich, Caravan-Fertigung zurückgefahren
Dank der verbesserten Verfügbarkeit von Fahrzeug-Chassis steigerte sich die Reisemobilproduktion im Vergleich zum Vorjahr um 18,3 Prozent auf 88.699 produzierte Einheiten. Über das Jahr verteilt gingen 30.917 Reisemobile (+9,3 Prozent) in den Export. Aufgrund des Mangels an Chassis hatten Hersteller, die beide Fahrzeugtypen produzieren, im Jahr 2022 vermehrt auf die Produktion von Caravans gesetzt und ein deutliches Produktionsplus für die Sparte im Vorjahr erzielt. Wie erwartet wurde durch die verbesserte Chassis-Verfügbarkeit bei Reisemobilen die Produktion an Caravans wieder zurückgefahren: 44.869 Caravans (-17,4 Prozent) wurden 2023 in deutschen Werken produziert und 21.067 Einheiten (-20 Prozent) ins Ausland exportiert.

Umsatzplus in allen Bereichen
Die deutsche Caravaning-Branche meldet für 2023 einen Jahresumsatz von 15,3 Milliarden Euro. Dies ist ein Plus von 8,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresrekord und das zehnte Umsatzplus in Folge. Ähnlich wie in anderen Wirtschaftsbereichen führten Faktoren wie gestiegenen Produktionskosten und die eingeschränkte Verfügbarkeit von Neufahrzeugen zu steigenden Fahrzeugpreisen.
Das Neufahrzeug-Segment machte auch 2023 den größten Anteil des Jahresumsatzes aus: 8,5 Milliarden Euro (+12,1 Prozent) Umsatz bedeuten ein neues Allzeithoch.
Der Gebrauchtmarkt konnte beim Umsatz ebenfalls ein Plus verzeichnen und liegt mit 5,5 Milliarden Euro rund 4,6 Prozent über dem Vorjahresergebnis.
Auch der dritte Geschäftsbereich der Branche vermeldet einen neuen Höchstwert beim Jahresumsatz: Mit Zubehör setzten die Unternehmen im Jahr 2023 rund 1,3 Milliarden Euro (+6 Prozent) um.

Caravaning-Tourismus beschert deutscher Wirtschaft über 18 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr

Caravaning-Urlauber haben der deutschen Wirtschaft im Jahr 2022 einen Umsatz von über 18,1 Milliarden Euro beschert. Dies ist ein Anstieg von 19,9 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021. Rund 5,9 Milliarden Euro bleiben direkt in den Urlaubsgebieten und kommen der Wirtschaft vor Ort zugute. Von den Ausgaben der Caravaning-Urlauber profitieren dabei nicht nur die Betreiber von Camping- und Stellplätzen, sondern auch Geschäfte, Unternehmen und Dienstleister in den Zielgebieten. Berücksichtigt man die Ausgaben der Urlauber während der Reise und die anfallenden Fahrtkosten, so bewirkt
1 € Wertschöpfung durch die Beherbergung auf dem Campingplatz insgesamt fast 12 € Wertschöpfung bei allen direkten und indirekten Akteuren in der Umgebung. Dies ist eine bemerkenswert hohe Umwegrentabilität und auch im Vergleich mit anderen Branchen ein überdurchschnittlich guter Wert.
Gerade touristisch noch wenig erschlossenen Regionen und Kommunen bietet Caravaning beste Möglichkeiten, um schnell und mit geringem finanziellem Aufwand touristische Infrastruktur aufzubauen und somit an der touristischen Wertschöpfung teilzuhaben. Die Erfahrungen der vergangenen Jahre haben zudem gezeigt, dass Caravaning eine krisenresistente Urlaubsform ist.
Insbesondere durch den Bau und Ausbau von Stellplätzen haben auch touristisch weniger entwickelte Regionen in Deutschland beste Möglichkeiten, um an diesem langfristig angelegten Urlaubstrend teilzuhaben.

Caravaning-Industrie und -Handel werben um Fachkräftenachwuchs

Der Caravaning-Sektor verzeichnet seit geraumer Zeit einen signifikanten Aufschwung, besonders in Deutschland, wo mittlerweile rund 1,6 Millionen Freizeitfahrzeuge zugelassen sind. Das Wachstum der Branche hat in den vergangenen Jahren zu einem noch größeren Bedarf an Fachkräften geführt. Sowohl in den Produktionsstätten der Hersteller als auch im Handel herrscht bereits jetzt ein Mangel an qualifiziertem Personal. Dieses Problem wird zusätzlich verschärft, da viele Arbeitnehmer der sogenannten Babyboomer-Generation in den kommenden Jahren in Rente gehen.Als nachhaltige Antwort auf den Fachkräftemangel hat die Branche ihre erste eigene Ausbildungsfachrichtung entwickelt: Die Ausbildung erstreckt sich über dreieinhalb Jahre und bietet eine fundierte Einführung in handwerkliche und kfz-technische Grundlagen sowie spezifisches Wissen über Freizeitfahrzeuge. Fertig ausgebildete Fachkräfte sind wahre Allrounder im Bereich Reisemobile und Caravans und haben hervorragende Karriereaussichten. Um für den Karriereeinstieg in die Caravaning-Branche zu werben, hatte der CIVD bereits 2021 eine Kommunikationskampagne ins Leben gerufen. Mit der neuen Ausbildungsfachrichtung wurde diese Kampagne nun noch breiter angelegt und wirbt langfristig für die Caravaning-Branche als attraktiven Arbeitgeber.

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