Interviews mit Wohnmobilherstellern Zeitungsinterview

Erna Povh, Adria Mobil

Caravans first!

Hat der Caravan noch eine Chance auf dem europäischen Markt? Das erfahren wir im Interview mit Erna Povh, die sich bei Adria Mobil um das Wohnwagen-Segment kümmert

Text: Antonio Mazzucchelli – Foto: Enrico Bona

Erna Povh arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren bei Adria Mobil. Heute ist sie die Produktmanagerin für den Caravan-Bereich. Sie begann in der Vertriebsabteilung als Marktforscherin, wurde dann Marktmanagerin für den größten Teil Europas und einige Jahre lang auch Leiterin der Vertriebsabteilung. Danach, im Jahr 2016, wurde sie Produktmanagerin für das damalige Alpina-Projekt, ihr erstes. Jetzt verwaltet sie das gesamte Caravan-Portfolio, verfolgt die Lebenszyklen, leitet neue Produktentwicklungsprojekte, verwaltet das Design usw… In dieser Zeit hat Adria sieben Baureihen eingeführt und seinen Marktanteil in Europa von 4,9 % auf 9,4 % mehr als verdoppelt.

Camper Professional: Adria hat immer ein großes Interesse am Caravan-Segment gezeigt, während die Produktion von Wohnmobilen im Laufe der Zeit erhöht wurde. War dies eine erfolgreiche Entscheidung?

Erna Povh: Historisch gesehen begann Adria ursprünglich bescheiden mit Wohnwagen. Daraus entwickelte sich mittlerweile eine international agierende Firma. Im Laufe der Jahre machte sich das Unternehmen einen Namen mit seinen qualitativ hochwertigen Produkten und seinem guten Preis-Leistungs-Verhältnis, und so sind Caravans immer noch das Herzstück unseres Portfolios. Nach der Krise im Jahr 2008 wuchs der Markt für Wohnmobile jedoch viel schneller als der für Caravans: Es war die „Generation der Babyboomer“, die Geld hatte, um sich ein Wohnmobil leisten zu können. Adria begann in den 1980er Jahren mit der Produktion von Wohnmobilen und in den späten 1990er Jahren mit der Produktion von Campervans. Heute vertrauen wir mehr in ein ausgewogenes Portfolio mit den Segmenten Caravans, Wohnmobile und Campervans. Das Wohnmobilsegment hat eine höhere Wertschöpfung, was für die finanzielle Stabilität des Unternehmens sehr wichtig ist. Dennoch sind Caravans ein Segment, das nicht ausstirbt. Wir sehen traditionelle Caravan-Märkte, aber wir sehen auch viele Neueinsteiger in diesem Segment und wir sehen einen zukünftigen Bedarf an Freiheit für den Mobilurlaub zu einem akzeptablen Preis.

Camper Professional: Ist ein Wohnwagen aufgrund des Preisanstiegs jetzt attraktiver?

Erna Povh: Der Preisanstieg hat alle Segmente betroffen. Der „Trichter“ der Kaufentscheidung wird länger dauern. Früher haben die Verbraucher alles im Internet gelesen und wussten genau, was sie wollten, welchen Grundriss, welche Ausstattung und ähnliches. Aber in den vergangenen zwei Jahren, während der Corona-Pandemie, haben wir neue Kunden bekommen, die das Produkt nicht genau kannten, sie kauften stattdessen Urlaub. Das galt für alle Segmente. Ich glaube, dass der Caravan immer eine Alternative sein wird; allerdings ist das, was wir jetzt sehen, nicht ganz realistisch, denn wir verkaufen in beiden Segmenten bei Wohnmobilen und Caravans hauptsächlich Luxusprodukte. Deshalb glaube ich, dass dies die zur Normalität wird. Ich bin der Meinung, dass ein Unternehmen mit einem stabilen Portfolio auch ein Caravan-Segment haben muss, weil es historisch gesehen mehr Menschen gibt, die tolle Erinnerungen an ihre eigene Kindheit in einem Caravan haben und diese ihren Kindern anbieten wollen, und auch, um den Kunden das gesamte Preisspektrum an Freizeitfahrzeugen anbieten zu können.

Camper Professional: Caravans und Wohnmobile: Halten Sie dies für zwei komplett unterschiedliche Segmente in Bezug auf Nutzer, Design und Produktion?

Erna Povh: Die Nutzer sind in den einzelnen Segmenten unterschiedlich und diese Unterschiede sind auch von Markt zu Markt verschieden. Aus der Sicht des Designs und der Produktion sind diese Segmente jedoch nicht so unterschiedlich. Deshalb haben wir eine Adria-Designsprache für unser gesamtes Portfolio entwickelt. Wenn Sie sich unser Angebot im Caravan- und Wohnmobilprogramm ansehen, versteht man die vielen ähnlichen Elemente der Adria-Designsprache. In der Vergangenheit gab es mehr Unterschiede und die Teams waren mehr auf Wohnmobile oder auf Caravans spezialisiert. Aber jetzt haben wir unser gesamtes Know-how über alle Programme hinweg zusammengeführt. Vor über zehn Jahren haben wir damit begonnen, Innovationen systematisch in den Caravans einzubringen; der Caravan bietet mit seinem Platzangebot und den speziell definierten Bedürfnissen der Nutzer mehr Möglichkeiten für Innovationen. In dieser Zeit haben wir eine großartige Zusammenarbeit mit einem externen Designstudio aus Slowenien aufgebaut. Sie halfen uns, den Design-Managementprozess zu etablieren und wir begannen, die Bedürfnisse der Verbraucher zu beobachten. Wir haben festgestellt, dass es verschiedene Arten von Mobil-Urlaub gibt. Wir haben die traditionelle Nutzer, die ursprüngliche Camper waren und sehr oft auch Camper bleiben wollen. Die große Herausforderung sind die Neulinge. Sie sind oft von dem ihnen zur Verfügung stehenden Budget abhängig und reagieren auch sehr empfindlich auf die ersten Erfahrungen mit der neuen Urlaubsart und einem neuen Produkt. Deshalb führen wir jedes Jahr mindestens eine Designstudie durch, um die aktuellen Bedürfnisse der Verbraucher zu verstehen. Zudem haben wir ein internes Team von Designern zusammengestellt und arbeiten zusätzlich mit zwei externen Agenturen zusammen: Eine aus Slowenien, die hauptsächlich an Caravans arbeitet, und eine deutsche Designagentur, mit der wir bei unserem Wohnmobilprogramm kooperieren. Ich muss sagen, dass unsere langfristigen Beziehungen zu diesen beiden Agenturen sehr wichtig sind. Nur durch jahrelange Zusammenarbeit kann eine Designagentur unsere Bedürfnisse und die Bedürfnisse unserer Kunden kennen und verstehen lernen. Wir sagen, dass sie unsere DNA verstehen.

Camper Professional: Caravans gestern, heute und morgen: Was ist die Vision von Adria?

Erna Povh: Wie bereits erwähnt, sind Caravans historisch gesehen ein sehr wichtiges Segment für Adria. Ich glaube, dass wir in den letzten fünf Jahren mit Adria-Caravans einen enormen (Fort)Schritt in der Markenbekanntheit gemacht haben, und es stehen für die Zukunft viele Initiativen für Caravans in unserer Roadmap. Auch wenn alle über Leichtbau und E-Mobilität reden, verkaufen wir immer noch viele schwere und teure Caravans. Für die Zukunft ist es sehr wichtig, dass wir das Einstiegspreisniveau in unserem Portfolio beibehalten oder sogar etwas senken. Deshalb arbeiten wir an leichten Materialien, um einige neue Konzepte zu entwickeln, die leichter von E-Autos gezogen werden können. Wir arbeiten auch mit einigen Endverbrauchern zusammen, die einen unserer schwereren Caravans besitzen und mit einem Tesla ziehen. Wenn Sie mich fragen: Erna, glaubst du, dass der Caravan aussterben wird? Ich sage nein, er wird nicht aussterben. Ich glaube, dass es eine große Zukunft für Caravans gibt; allerdings wird ihr Marktanteil nicht wieder das Niveau erreichen, das sie im Jahr 2000 innehatten. Aber wir haben immer noch ein gutes Geschäft mit den heutigen Zahlen.

Camper Professional: Sie haben E-Autos und Tesla erwähnt: Welche neuen Herausforderungen bringt diese Art von Technologie für das Caravan-Segment mit sich?

Erna Povh: Natürlich ist das Gewicht und dann die Form der Karosserie das primäre Thema, das Faktoren, wie die Fahrgeschwindigkeit oder, in Kombination mit der Geschwindigkeit, den Energieverbrauch der Batterien bestimmt. Unsere Branche ist definitiv nicht CO2-neutral. Vor allem, weil 85 % des CO2-Fußabdrucks bei der Nutzung der Produkte entsteht. Aber andererseits rechnet niemand wirklich damit, dass man einen Caravan über 30-40 Jahre lang besitzen kann. Wenn man also diesen Aspekt in die Berechnung einbezieht, ist der CO2-Fußabdruck viel kleiner. Dennoch müssen wir unsere Gewohnheiten wie und mit welcher Geschwindigkeit wir reisen grundlegend ändern. Denn wir könnten den Kohlenstoff-Fußabdruck um mehr als 15 % reduzieren, wenn wir uns an einige Grundregeln halten würden. Leichtere und aerodynamischere Caravans sind der beste Weg und deshalb planen wir auch sehr stark in diesem Bereich: Bei unserem Einstiegsmodell Aviva und der kürzlich eingeführten Altea-Baureihe haben wir uns sehr auf das Gewicht konzentriert. Dennoch hat ein Caravan immer noch ein gewisses Volumen und Funktionalität… deshalb gibt es Caravans: Weil wir nicht in einem Zelt schlafen wollen, wir wollen ein solides Dach, ein gutes Bett und eine gute Küche in einem stabilen Umfeld haben…

Camper Professional: Mit der Astella-Baureihe haben Sie einen neuen Benchmark für Caravans geschaffen: Wie ist dieses Projekt entstanden und wie entwickelt es sich?

Erna Povh: Das war ein sehr gutes und interessantes Projekt. Und ich bin nach wie vor der Meinung, dass der Astella wirklich ein hervorragendes Produkt ist. Wir befanden uns an einem Wendepunkt in den Lebenszyklen der Produktpalette. Wir hatten damals fünf Baureihen in diesem Segment, und wir erkannten, dass einige Kunden in unserer damaligen Top-Baureihe Alpina, ein Produkt mit mehr Komfort und Image haben wollten. Aber es gab nichts auf dem Markt, was mehr Komfort bot und trotzdem die Freiheit der Mobilität gewährleistete. Das war ein Teil der Verbraucher. Dann gab es noch einen anderen Teil, welcher den Komfort eines Wohnmobils wünschte, aber kein Wohnmobil kaufen wollte. Also erstellten wir Studien, was mehr Komfort und ein besseres Raumerlebnis bringen würde. Das Ergebnis des ersten Entwurfs war ziemlich radikal. Wir arbeiteten bei diesem Projekt mit einem slowenischen Unternehmen zusammen, das sich mit der Technologie von Leichtflugzeugen auskennt. Sie halfen uns mit aerodynamischen Erkenntnissen und machten uns Vorschläge, wie wir das Design verbessern könnten. So kamen wir zu einigen sehr ähnlichen Lösungen, wie man sie bei großen, modernen Lkws kennt. Nach der Freigabe des Innovationsprojekts begannen wir mit der Evaluierung der Entwürfe für die Layouts, die ein echtes Wohn- und Luxuserlebnis ermöglichen sollten, einschließlich hochwertiger Materialien wie Echtholz und Corian-Arbeitsplatten. Diesbezüglich starteten wir eine Kooperation mit einem kompetenten Partner aus Italien. Gemeinsam entwarfen und entwickelten wir eine einzigartige Panoramatür. Diese große, 150 Zentimeter breite Panoramatür, ist eines der am besten erkennbaren Elemente des Astella. Später haben wir mit demselben Partner auch eine schmalere, 90 Zentimeter breite Tür entwickelt, die wir jetzt in einem Astella und sogar in einem Alpina haben.

Camper Professional: Sie vermarkten vier Astella-Modelle. Wissen Sie, wie die Kunden diese Caravans nutzen? Mehr als Stand-Caravan auf einem Campingplatz oder mehr zum mobilen Reisen?

Erna Povh: Es ist ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte: Als wir die Kunden vor Beginn des Projekts befragten, dachten wir, dass es sich eher um typische Nutzer handeln würde, die ihren Astella die Hälfte des Jahres auf einem Sommercampingplatz stehen haben und ihn dann für den Rest des Jahres in ein Wintercamp bringen würden. Aber es ist anders: Deutschland hat mich am meisten überrascht. Wir haben uns mit dem neuen Astella eigentlich auf den skandinavischen Markt konzentriert, aber überraschenderweise waren die deutschen Camper hungrig nach einem Produkt wie diesem. Aber sie haben auch gute Autos… Vor diesem Hintergrund würde ich sagen, dass 60 % der Nutzer an einem oder maximal zwei Orten pro Jahr bleiben, aber 40 % von ihnen sehr mobil unterwegs sind.

Camper Professional: Haben preiswerte Caravans eine Zukunft? Was sind die Pläne von Adria auf diesem Sektor?

Erna Povh: Wir glauben, dass es auch in Zukunft einen Bedarf an preisgünstigen Wohnwagen geben wird, da neue Käufer bei ihrem ersten Kauf sich nicht trauen, sofort einen teuren Caravan zu kaufen. Sie wollen diese Art von Urlaub erst einmal ausprobieren und erleben. Ein Beispiel: Die vorherige Generation des Aviva wurde vor sieben Jahren entwickelt, damals ein sehr innovativer Caravan. Er kostete 10.000 Euro, ein bisschen mehr oder den gleichen Preis musste für einer gebrauchten Caravan der Mittelklasse bezahlt werden. Die Leute kauften also einen Aviva. Nach zwei Jahren stellen sie fest, dass ihnen die Urlaubsform gefällt und sie kauften sich einen hochwertigeren Caravan. Dennoch glaube ich, dass wir in Zukunft zu den Basics zurückkehren werden. Ich habe eine große Familie und wir fahren jedes Jahr mit einem Caravan in den Urlaub. Was wir wirklich brauchen, ist Zeit miteinander. Wir sind gerne draußen, wir schlafen gerne und wir spielen gerne in einem Caravan. Wir sind gerne temporär an einem festen Ort und haben Spaß. Caravans sind perfekt für solche Bedürfnisse.

Camper Professional: Viele behaupten, dass sich das äußere Design von Wohnwagen, von einigen Ausnahmen abgesehen, in den letzten zwanzig Jahren kaum verändert hat. Stimmt das?

Erna Povh: Ich glaube, dass wir mit unserer neuen Caravan-Generation, beginnend mit dem Astella, neue Maßstäbe gesetzt haben. Auch Alpina und Adora, die auf den Astella folgten, haben viele Elemente des Außendesigns vom Astella übernommen und bieten ein besseres Fahrerlebnis sowie ein attraktives Aussehen. Wir haben natürlich viel mehr Freiheiten bei der Gestaltung des Innenraums, und wir glauben, dass jeder Caravan seinen eigenen Charakter hat. Wir haben ein gut strukturiertes Portfolio, das mit entsprechendem Innenraumdesign und angemessener Ausstattung alle Preissegmente abdeckt. Das Ambiente ist sehr wichtig und auch der Kontrast der Farben und des Designs: Es macht einen ruhig oder nervös, es weckt Emotionen. Es ist wie ein Zuhause. Wir haben der Inneneinrichtung viel Aufmerksamkeit gewidmet, um ein passendes atmosphärisches Umfeld für jede Produktkategorie zu schaffen.

Camper Professional: Wir haben alle Adria Caravan-Modelle, auch aktuell hier auf der CMT, inspiziert und waren überrascht, dass man die Differenzierung zwischen den Kategorien spüren kann. Das ist interessant und nicht weit verbreitet.

Erna Povh: Das ist wahr. Bei den sehr unterschiedlichen Nutzergruppen erwartet man ein unterschiedliches Niveau, eine unterschiedliche Ausstattung und auch ein unterschiedliches Styling, mit mehr Aufmerksamkeit für moderne oder klassische Details, Materialien und Dekore.
Hier haben wir mit den meisten Neuerungen begonnen. Zuerst haben wir mit der speziellen Adria-Kocheinheit ein besseres Küchenerlebnis geschaffen, dann ein spezielles Ergo-Badkonzept, das die beste Kombination aus Platz und Funktionalität bietet. Es war auch interessant, als wir das Verhalten der Verbraucher bei der Nutzung unserer Produkte untersuchten: In den letzten zehn Jahren hat jede Familie im Durchschnitt zehn technische Geräte benutzt, die sie mit in den Urlaub genommen haben. Das bedeutet viele Kabel und viel Stauraum. Deshalb haben wir viele multifunktionale Lösungen für die Innenaufbewahrung entwickelt, die gut in das Gesamtdesign integriert sind. Denn sonst machen die Kunden das selbst und letztendlich sieht es vielleicht nicht so schön aus. Deshalb achten wir auch sehr auf die funktionalen, flexiblen Bereiche des Innenraums: wie die Leute sie nutzen, wie sie ein Buch ablegen, wenn sie zu Bett gehen, oder wo der Urlauber sein Brille sucht, wenn er aufwacht und solche Dinge… Ich denke, unser Ambiente unterscheidet sich auch durch diese Details vom Rest der Caravan-Angebote in der Branche.

Camper Professional: Diese Art von Erfahrung wurden mit der Zeit entdeckt. Wie kann der Händler diese Aspekte für seine Verkaufsaktivitäten nutzen?

Erna Povh: In den letzten drei Jahren war die Situation anders als in der Vergangenheit. Es gab mehr Nachfrage als Angebot, so dass die Händler, für uns auch Marketing-Multiplikatoren, nicht viele neue Herausforderungen hatten. Der Aufwand für den Verkauf war geringer als in der Vergangenheit. In dieser Hinsicht bin ich also etwas vorsichtig, was die nächsten Jahre angeht. Aber in der Vergangenheit waren unsere Vertriebspartner und die Treffen mit den Händlern, bei denen es um Marktanforderungen ging, Teil von Adria‘s ganz normalem Entwicklungsprozess. Unser Bestreben ist es, immer ein offenes Ohr zu haben, denn unterschiedliche Märkte haben oft unterschiedliche Bedürfnisse. Mit der Forschung, die wir betreiben und der langjährigen Erfahrung sowie Kompetenz, die wir haben, können wir die besten Produkte entwickeln. Die Händler sind der erste Kontakt zu unseren Verbrauchern und sie kennen auch alle Probleme, die Kunden bei der Nutzung der Produkte haben. Wir alle vertrauen einander sehr. Für mich als Produktmanager ist es das Wichtigste, dass ich mit dem Endverbraucher in Kontakt stehe. Außerdem höre ich den Händlern und Vertriebspartnern aufmerksam zu. Nur so kann man das richtige Design in neue Projekte einbringen. Das ist sehr wertvoll. Ich denke, das ist auch unsere Erfolgsformel: Ich beginne mit dem Endverbraucher, führe das Projekt durch den gesamten Entwicklungsprozess, validiere die Konzepte mit den Partnern und bin bei der Markteinführung des Produkts mit den Endverbrauchern wieder dabei. Auf diese Weise bringen wir die richtigen Erkenntnisse in die neuen Entwicklungsprojekte ein.

Camper Professional: Sie haben über das Ambiente und die Details gesprochen: Was ist mit der Beleuchtung?

Erna Povh: Die Beleuchtung ist ein sehr spezieller Punkt, bei dem ich eine etwas andere Meinung habe als die meisten in der Branche. Ich bin nicht unbedingt ein Freund von zu viel Licht im Ambiente. Natürlich muss man wissen, wofür man Licht braucht. Ein gutes Beispiel dafür ist Alpina: Die in den letzten Jahren entwickelte Alpina-Serie hat eine umfangreiche Beleuchtungslösung. Aber es ist nicht zu überladen mit zu vielen Lichtquellen. Andererseits gibt es einige grundlegende Elemente des Innenraumkomforts, die wir versucht haben zu berücksichtigen. Mit dem Alpina haben wir eine aufladbare Leuchte entwickelt, die im Innenraum für eine angenehme Atmosphäre sorgt, aber wenn man außerhalb des Caravans lesen möchte, muss man sein eigenes Licht mitbringen. Die Standard-Vorzeltbeleuchtung reicht zum Lesen nicht aus. Nun, diese aufladbare Lampe, die wir für Alpina entwickelt haben, kann man mobil mitnehmen, so dass man auch draußen lesen kann. Gleichzeitig haben wir die serienmäßige Vorzeltleuchte mit einer höheren Lichtleistung und mit Betonung auf die Gesamtästhetik des Wohnwagens aufgewertet. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir versuchen, das Verhalten des Benutzers zu verstehen. Und entsprechend die Farbe des Lichts und seine Temperatur so zu wählen, dass sie die richtigen Gefühle wecken. Wir versuchen, nicht zu grell zu sein.

Camper Professional: Was können wir in den kommenden Jahren von Adria im Caravan-Bereich an Innovationen erwarten?

Erna Povh: Für mich geht es beispielsweise beim Design nicht darum, wie schön etwas sein wird. Natürlich ist die Ästhetik ein sehr wichtiges Element des Designs, aber nur in Kombination mit Funktionalität und Emotionen kann es gewinnen. Und wir müssen sehen, wie sich die Kunden in Zukunft verhalten werden. Ich denke, wir werden bei den jüngeren Generationen vorsichtiger sein müssen: Einerseits wollen wir dieser jungen Generation das beste Erlebnis in unseren Caravans bieten, andererseits werden wir mit dem höheren Volumen an Elektroautos die Produkte anpassen müssen, damit die Kunden mit E-Autos keine Angst haben, einen Caravan zu kaufen. Wir dürfen dieser Generation nicht versprechen, was wir nicht halten können. Ich denke, dass wir mit einigen Anstrengungen bei diesen entscheidenden Faktoren, wie dem Gewicht und der Steuerung der Stromversorgung des Caravans, einige der zukünftigen technischen Herausforderungen ansprechen werden. Ich bin überzeugt, dass die Verbraucher es respektieren, wenn man ehrlich mit seinen zukünftigen Bemühungen ist. Ich glaube nicht, dass wir mit der heutigen Technologie einen vollelektrischen Wohnwagen bauen können, der das richtige Erlebnis für einen Camping-Urlaub bietet. Viele Hersteller erforschen auch neue nachhaltige Designlösungen für ihre Produkte. Wir sind in diesem Bereich sehr aktiv und glauben, dass es bei der Nachhaltigkeit nicht nur um Gewicht und einige neue Materialien geht, die auf lange Sicht vielleicht nicht haltbar sind. Deshalb halte ich die Langlebigkeit unserer Produkte nach wie vor für sehr wichtig. In den letzten Jahren hat unsere Branche ihre Produktionskapazitäten überschritten. In vielerlei Hinsicht glaube ich, dass wir alle nach stabilen und qualitativ hochwertigen Produkten streben, die wir unseren Kunden liefern können. Auch die OEMs sollten sich gemeinsam auf die wichtigsten Herausforderungen der Zukunft konzentrieren. Die Freizeitfahrzeug-Branche sollte sich gemeinsam und aufrichtig bemühen, die richtigen Produkte und Erfahrungen für zufriedene Menschen und einen lebenswerten Planeten zukünftig in Einklang zu bringen.

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