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Mitarbeiter führen: mit Batman!

Wo Menschen miteinander arbeiten, braucht es Regeln. Die kommen normalerweise vom Chef. Nicht immer werden sie so umgesetzt, wie er sich das vorstellt. Dabei muss er kein Superheld sein, um seine Mitarbeiter in die richtige Richtung zu lenken. Gute Führung basiert auf anderen Prinzipien.

Text: Dr. Frauke Hewer

Menschen verlassen ein Unternehmen wegen der Führung – ist Claudia Arheit überzeugt. Sie ist Expertin für Teamentwicklung und Mitarbeiterführung in Mannheim und weiß genau, wovon sie spricht. Sie kann das auch präzisieren: „In den seltensten Fällen geht ein Mitarbeiter wegen 100 Euro mehr oder weniger. Die Unzufriedenheit, die jemanden zur Kündigung bewegt, baut sich in der Regel über einen längeren Zeitraum auf und hat eigentlich immer mit der Kommunikation zu tun.“
Viele Experten führen mangelnde Mitarbeitermotivation auf mangelnde Führung zurück, gehen aber mit den dahinterstehenden Herausforderungen unterschiedlich um. Einig sind sie sich in einem sehr wichtigen Punkt. Wer nämlich gut führen möchte, muss sich in erster Linie richtig anstrengen.

Ein Chef ist kein Superheld
Und da sind wir schon bei Batman. Denn anders als andere Superhelden trainiert Batman hart, um die Fähigkeiten zu erreichen, mit denen er das Böse zur Strecke bringen will. Superman und sogar Obelix erhalten ihre Superkräfte durch Zufälle wie das Eintauchen in den Zaubertrank. Batman dagegen tut alles dafür, ein echter Held zu werden und auch zu bleiben. Daran sollte sich nach Meinung von Claudia Arheit jeder Chef ein Beispiel nehmen. „Führung kann man lernen“, ist ihr Credo. „Entscheidend ist, dass man etwas erreichen will und erkennt, dass man als Chef etwas tun muss.“
Arheit sieht den Schlüssel für Zufriedenheit im Job zuallererst im Betriebsklima und plädiert für einen offenen und wertschätzenden Umgang miteinander. Die gute Nachricht ist, dass das in kleinen und familiengeführten Betrieben oft besser gelingt als in den großen Firmen.

Offenheit ist wichtig
Ein offener Umgang ist ebenfalls ein Schlüssel zu mehr Mitarbeiterzufriedenheit. Der Chef sollte seine Mitarbeiter immer ganz offen über die wirtschaftliche Situation auf dem Laufenden halten. Sie sind Teil des Erfolgs und auch des Misserfolgs. Deshalb sollten sie wissen, wo der Betrieb steht. Es ist empfehlenswert, regelmäßig, z.B. quartalsweise, Mitarbeitergespräche abzuhalten, die den Mitarbeitern zeigen, wie es um die Auslastung und auch um die Entwicklung des Unternehmenserfolgs bestellt ist. Daraus lassen sich gemeinsam die Maßnahmen entwickeln, die zu mehr Mitarbeiterzufriedenheit führen.

Alle sind gestresst
Die hohe Auslastung der Betriebe in der Camping-Branche hinterlässt Spuren. Und das sollte man nicht unter den Tisch fallen lassen. Regelmäßige Meetings im Kollegenkreis sollten dafür sorgen, dass sich kein Frust aufstaut. Wenn zum Beispiel die Produktivität sinkt, ist das ein Alarmzeichen. Dann sollte man als Chef auf jeden Fall hellhörig werden und die Kollegen fragen, wo der Schuh drückt und wie man gemeinsam den hohen Druck besser bewältigen kann.
Regelmäßige gemeinsame Besprechungen sind wichtig fürs Betriebsklima und für die Mitarbeitermotivation, auch in kleinen Betrieben. Sie sind ein erster Schritt hin zu guter Führung. Dabei sollte man sich nicht nur auf die Schwächen konzentrieren, sondern zunächst danach fragen, was gut läuft und womit die Mitarbeiter zufrieden sind. Bei dieser Gelegenheit sollte man auch über die Zahlen zu sprechen. Transparenz ist im Umgang mit den Mitarbeitern das A und O. Wenn sie wissen, dass sie aktiv am Erfolg des Unternehmens arbeiten und daran auch teilhaben können, ist das gut für ihre Motivation. Gemeinsam können die Mitarbeiter auch Ideen entwickeln, wie man zum Beispiel für mehr Effizienz im Arbeitsalltag sorgen kann. Entscheidend ist, dass solche Meetings regelmäßig stattfinden und der Chef zeigt, dass eine Entwicklung passiert. Das motiviert die Mitarbeiter – und den Chef gleich mit. Denn auch er selbst braucht ja Meilensteine, die ihn jeden Tag aufs Neue zur Leistung beflügeln.

Wertschätzung im Alltag
Claudia Arheit ist zwar auch vom Erfolg gemeinsamer Meetings überzeugt. Sie weist aber darauf hin, dass jeder Einzelne im Betrieb Wertschätzung im Alltag braucht. Und einen aufmerksamen Chef. Sie sagt: „Streit oder Stress mit Vorgesetzten und Kollegen ist leider ein Hauptgrund für mangelnde Motivation der Mitarbeiter.“ Sie findet, dass Vorgesetzte vor allem mit offenen Augen und Ohren durch die Firma gehen sollten. Dann können sie feststellen, wo es knirscht.
„Sie sollten Ihre Mitarbeiter im Einzelgespräch fragen, wie es ihnen geht. Die Kunst dabei ist, dass das wirklich ehrlich rüberkommen muss. Gegenseitiges Vertrauen und Offenheit sind der Schlüssel zu einer guten Unternehmenskultur. Ein alibimäßiges ‚Wie geht es dir?‘ reicht nicht aus. Manchmal muss man vielleicht auch nachbohren. Das ist nicht immer leicht, aber: denken Sie einfach an Batman!“ Aus ihrer Sicht ist es als Chef wichtig, seine Sinne zu schärfen. Und das könne man lernen.

Den Einzelnen sehen
Wenn zum Beispiel ein Mitarbeiter morgens immer müde zur Arbeit kommt, fahrig und unkonzentriert wirkt, ist es Zeit, ihn in Ruhe beiseite zu nehmen und ein vertrauliches Gespräch mit ihm zu führen. Manchmal erweist es sich, dass er oder sie private Probleme hat. Dann sollte man darauf eingehen und Hilfe anbieten, soweit es eben möglich ist. Ebenso sollte man mit notorischen Nörglern verfahren und genau darauf achten, ob einzelne Mitarbeiter einfach immer Stress miteinander haben.
Das bedeutet übrigens aus Arheit Sicht nicht, dass man als wachsweicher Chef dasteht. „Eine klare Ansage ist für alle Mitarbeiter wichtig. Der Chef muss sagen, wo es langgeht. Er muss aber seine Mitarbeiter auch da abholen, wo sie sind. Die Arbeit muss gemacht werden, das ist klar. Oft genug menschelt es aber eben und jeder Chef ist auch ein Teil der Beziehungen unter den Mitarbeitern. Das sollte man sich einfach klarmachen.“

Ein Chef ist kein Herrscher
Die Zeiten des gewissermaßen herrschenden Chefs sind übrigens längst vorbei. Ein Chef muss heute akzeptieren, dass die Mitarbeiter mitreden wollen. Gleichzeitig sollte er dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen stimmen und dadurch alle gemeinsam am Erfolg des Unternehmens arbeiten können. Die in der Regel familiäre Atmosphäre in oft familiengeführten Betrieben der Reisemobil-Welt ist ein echter Vorteil, den viele Mitarbeiter auch zu schätzen wissen. Was sie ebenfalls schätzen, ist ein Umfeld, in dem es sich gut arbeiten lässt.
Gutes und hochwertiges Arbeitsequipment trägt enorm zur Arbeitszufriedenheit bei. Hochwertiges Werkzeug und eine gute technische Ausstattung im Büro unterstützen bei der Arbeit und machen sie effizienter. Dazu kommt: Eine gut ausgestatteter und präsentabler Betrieb fördert nicht nur die Motivation der Mitarbeiter, er macht sie auch stolz, weil sie ein Teil davon sind. Das kann ich als Chef aktiv fördern und dafür sorgen, dass alles tiptop ist. Das ist im übrigen auch für die Außenwirkung gegenüber den Kunden vorteilhaft.
Gute Mitarbeiterführung basiert also in erster Linie auf klarer Kommunikation, Transparenz und Ehrlichkeit. Wer seinem Team mit offenen Augen und etwas Einfühlsamkeit begegnet, hat schon den ersten Schritt getan. Ein Superheld muss man dafür nicht sein, es sei denn, man hält es mit Batman und trainiert seine Fähigkeiten nach Kräften.

Info-Kasten

In vier Schritten zu besserer Kommunikation
Expertin Claudia Arheit rät dazu, aufmerksam und ehrlich zu sein. Das bringt Chefs auf den Weg in Richtung guter Mitarbeiter-Kommunikation und mehr Zufriedenheit.

  1. Schritt: ehrlich zu sich selber sein
    Normalerweise spürt man, dass im Team etwas nicht stimmt. Solche Gefühle sollte man ernst nehmen und sich bewusst machen, wo es hakt.
  2. Schritt: Zufriedenheit abfragen
    Es ist nicht immer alles schlecht und man muss sich auch bewusst machen, was gut ist. Das stärkt die Motivation.
  3. Schritt: Probleme ansprechen
    Probleme erkennen allein reicht nicht. Hat man ein Problem mit oder unter den Mitarbeitern entdeckt, sollte man mit ihnen darüber sprechen.
  4. Schritt: Etwas gegen die Probleme tun
    Genau überlegen, wie man gemeinsam mit den Mitarbeitern Probleme lösen kann und dann aktiv daran arbeiten.