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Wasserschäden ohne Demontage aufspüren

Ein neues Reisemobil kostet schnell 100.000 Euro und viel mehr, da ist ein Unfall oder ein Wasserschaden ein Schlag ins Kontor. Die Schadenshöhen sind oft schwindelerregend. Ein exaktes Gutachten ist im Fall des Falles für Kunde und Versicherung extrem wichtig. Denn nur, wenn wirklich alle Beschädigungen erkannt sind, wissen die Beteiligten, wie es weitergeht. Vor allem hohe Wertminderungen sind an der Tagesordnung. Speziell geschulte Sachverständige der FSP, die zum TÜV Rheinland gehört, gehen den Problemen genau auf den Grund.

Text: Dr. Frauke Hewer

Einer von ihnen ist Alexander Gohram, der auch selbst in seinem Urlaub gern im Wohnmobil unterwegs ist. Er wendet seit kurzem eine Technik an, die bisher eher bei Immobilien zum Einsatz kam. „Nicht nur die Unfallschäden an Wohnmobilen sind oft außergewöhnlich hoch, auch Wasserschäden können richtig teuer werden“, sagt Gutachter Alexander Gohram. Viel Sorge bereiten Gutachtern, Kunden und Versicherungen Wasserschäden, weil sie in vielen Fällen schwer festzustellen und zu dokumentieren sind. Bisher kommen hier bisher vor allem Feuchtigkeits-Messgeräte zum Einsatz, die auch für Gebäude verwendet werden. Bereits hier liegt die Tücke im Detail. Denn anders als in Immobilien herrscht in Wohnmobilen je nach Standort immer eine andere Grundfeuchtigkeit. Es ist eine Menge Erfahrung nötig, um das Messgerät vor dem Start der Messung korrekt zu kalibrieren, damit es auch am Ende die richtigen Werte zeigen kann.

Das Feuchte-Messgerät reicht nicht aus
Dazu kommt: Versicherungen verlangen zur Dokumentation der Schäden entsprechende Beweise. Und genau hier gibt ein Feuchte-Messgerät zwar Aufschluss, kann aber nur wenig zur anschaulichen Dokumentation beitragen. Will der Gutachter einen eher verborgenen Wasserschaden im Bild festhalten, muss er außerdem Möbel und Verkleidungen entfernen. Das ist aufwändig und teuer. „Wir setzen seit kurzer Zeit auf die Thermographie, um solche Schäden sichtbar zu machen“, erklärt Alexander Gohram. „Viele kennen diese Technik zum Beispiel von einer Energieberatung bei ihrer Immobilie. Mit einer Wärmebildkamera kann man Temperaturunterschiede sehr gut sichtbar machen und feuchte Stellen im Wohnmobil haben nun mal eine andere Temperatur als trockene. Das Schöne ist: für eine Thermographie muss ich nichts demontieren.“

Wärmebilder richtig interpretieren
Trotz allem ist es mit einer einfachen Aufnahme aus einer Wärmebildkamera nicht getan. Man muss sie auch richtig interpretieren können. Hierfür ist viel Erfahrung und eine gute Ausbildung nötig. Die hat Alexander Gohram bei der FSP gemacht. Der erfahrene Kfz-Meister hatte zuvor bereits als Kfz-Gutachter gearbeitet, bis seine Begeisterung für das Camping ihn immer mehr mit Wohnmobilen in Berührung brachte. Nach so manchem Urlaub im Mietmobil reifte in ihm der Entschluss, sich zunehmend auf das Thema Wohnmobil-Gutachten zu fokussieren. „Die Tatsache, dass sich für uns hier ein wachsender Markt auftat, hat mich dann noch mehr überzeugt. Denn mit den in den letzten Jahren rasant gestiegenen Zulassungszahlen lohnt sich das Geschäft mit den Wohnmobilen auch vermehrt für Gutachter“, erzählt Gohram. Das haben auch einige seiner Kollegen aus der FSP erkannt. Die Gutachter-Organisation hat bundesweit gut 750 Partner, von denen mehr und mehr die zusätzliche Ausbildung in Sachen Caravan-Technik machen. Sie alle arbeiten im Auftrag von Versicherungen, Händlern und Privatkunden, für die sie Schaden- und Wertgutachten erstellen. Ihre Zentrale schult sie intensiv in ihrem jeweiligen Spezialgebiet, sodass sie als besonders erfahren gelten können.

Weitreichende Kenntnisse der Fahrzeugtechnik nötig
Der Caravan-Sachverständige braucht sehr weitreichende Kenntnisse in der Fahrzeugbautechnik und natürlich auch rund um alles, was normalerweise in einen Caravan oder ein Reisemobil eingebaut wird. Aber Alexander Gohram hat es nicht nur mit Schäden durch äußere Einwirkungen zu tun. Immer wieder muss er in Mitleidenschaft gezogene Fahrzeuge begutachten, bei denen Zubehör nicht fachgerecht nachgerüstet wurde. „Viele Schäden fallen erst auf, wenn es eigentlich schon zu spät ist. Und dann stellt sich in den meisten Fällen die Frage, wer zum Beispiel für eindringendes Wasser verantwortlich ist. Die Antworten sind da in der Regel nicht einfach,“ so Gohram. Falsch erledigte Ein- und Umbauten kommen gar nicht selten vor. Im schlimmsten Fall können sie das Desaster im Falle eines Unfalls noch vergrößeren. Schlecht befestigte Nachrüst-Lösungen werden durch das Fahrzeug geschleudert und verletzen die Insassen oder beschädigen wertvolles Equipment. Auch schlecht ausgeführte Wasser- oder Heizungs-Installationen können problematisch werden. Das alles ein Alptraum für den Halter, aber nicht selten im Nachgang auch für denjenigen, der vorher etwas eingebaut hat. Gohram appelliert deshalb eindringlich: „Jeder Wohnmobil-Profi sollte wissen, was er tut. Natürlich sehe ich auch oft stümperhaft ausgeführte Basteleien von Wohnmobil-Haltern, die am Ende Schäden verursachen. Aber leider machen auch einige so genannte Profis keine professionelle Arbeit. Egal welche Schäden sie verursachen: bei Wohnmobilen wird es eben meistens teuer. Das sollte sich jeder jederzeit klarmachen.“

So wurde Alexander Gohram zum Wohnmobil-Gutachter
Der Mittvierziger Alexander Gohram ist ausgebildeter Kfz-Meister. Obendrauf setzte er noch eine zusätzliche Ausbildung zum Kfz-Gutachter. 17 Jahre lang hat er ausschließlich als Schaden- und Wertgutachter gearbeitet. Sein Interesse für Wohnmobile entdeckte er im Urlaub. Gemeinsam mit seiner Frau und seinen zwei Kindern war und ist der Familienvater gern mit gemieteten Reisemobilen unterwegs. Ganz früher war er auch mit einem eigenen Wohnwagen im Urlaub. So entstand langfristig die Idee, sich auch professionell mit dem Zuhause auf Rädern auseinanderzusetzen. Schließlich absolvierte er bei der Gutachter-Organisation FSP eine zusätzliche Ausbildung als Gutachter speziell für Wohnmobile und Caravans. Inzwischen ist er seit 2023 Fachberater für die Schaden- und Wertgutachten in der Region Nord-Ost und entwickelt parallel das Geschäft rund um Freizeitfahrzeuge bei der Gutachterorganisation.