Hirn einschalten nicht vergessen!
KI ist wahrscheinlich DAS Buzzword des Jahres. Nichts soll plötzlich mehr ohne sie gehen. Welchen Nutzen künstliche Intelligenz im Caravaning-Handel haben kann, haben uns zwei Profis erzählt.
Text: Dr. Frauke Hewer
Dass die künstliche Intelligenz längst schon in vielen Anwendungen steckt, ist den wenigsten bewusst. So unterstützt sie zum Beispiel in der Buchhaltung Mitarbeiter bereits seit einigen Jahren bei der automatischen Zuordnung von Buchungen zu Belegen und auch beim Kontieren. „Wenn wir darüber nachdenken, wie Buchhaltung noch vor 30 Jahren funktioniert hat, sparen wir mit moderner Buchhaltungs-Software bestimmt einen Mitarbeiter ein“, erzählt Christian Kaap, Geschäftsführer von Veregge und Welz aus dem niedersächsischen Bissendorf. „Solche Systeme erleichtern die Arbeit und helfen bei Routine-Arbeiten. Aber sie macht nur Vorschläge, die von Menschen bestätigt werden müssen und das ist auch gut so. Denn unfehlbar ist so ein System natürlich nicht. Und Fehler bei den Zahlen können wir uns nicht erlauben.“ Genau an diesem Punkt sind sich derzeit eigentlich alle einig: KI unterstützt, darf aber nicht unüberlegt eingesetzt werden. Manuel Wendt Geschäftsführer bei Caravan Wendt aus dem mecklenburgischen Kremmin ist sehr technikbegeistert und als IT-Enthusiast ohnehin mit künstlicher Intelligenz befasst. Er plädiert dafür, dieser Technik aufgeschlossen gegenüberzustehen und auch einfach mal etwas auszuprobieren.
KI als Ideengeber
„Es müssen ja nicht immer gleich hundert Prozent sein“, so der engagierte Unternehmer. „Wir nutzen zum Beispiel KI für Stellenanzeigen. Wir lassen die Maschine einen Textvorschlag nach unseren Vorgaben erstellen und passen diese Basis dann nach unseren Bedürfnissen an. Für uns ist das eine Art elektronische Kladde und ein Ideengeber. Aber das ist immer nur eine Grundlage, die wir genau prüfen müssen. Schließlich muss ja eine solche Anzeige auch gewisse rechtliche Vorgaben erfüllen.“ Bei Christian Kaap kommt KI ebenfalls für Stellenanzeigen zum Einsatz. Er nutzt dafür allerdings eine Personal-Software. Sie macht Vorschläge für den Anzeigentext und unterstützt sogar den kompletten Bewerbungsprozess. Trotz allem weist Kaap darauf hin: „Ohne Nacharbeit funktioniert das nicht. Wir haben einen bestimmten Anspruch an alles, was wir tun, und da müssen die Texte absolut perfekt sein.“ Nicht wirklich zufrieden ist er mit seiner Software, wenn es um die weitere Abwicklung des Bewerbungsprozesses geht. „Wir halten wenig von automatisierten Mails in so einem sensiblen Bereich. Ich finde, dass ein freundlicher Anruf Wunder wirkt, wenn es um neue Mitarbeiter geht und werde weiterhin unseren Bewerbern eine telefonische Rückmeldung geben“, so Kaap.
Bilder freistellen mit elektronischer Unterstützung
Ein interessanter Bereich, in dem die KI sehr nützlich sein kann, ist das Freistellen von Bildern. Jeder, der online etwas verkaufen möchte, weiß, wie aufwändig es sein kann, störende Objekte im Hintergrund zu entfernen. Dabei sind ja genau diese Bilder die wichtigste Grundlage für das Anbahnen von Verkäufen. Manuel Wendt nutzt in seinem Betrieb dafür die integrierte Freistellfunktion des Wohnmobil-Händler-CRM SYSCARA. Dass das gesamte Paket bei ihm ohnehin zum Einsatz kommt, ist selbstverständlich: die Software stammt aus dem eigenen Haus. „KI unterstützt uns bei der Bildbearbeitung und kann gerade beim Freistellen eine Menge leisten“, so Wendt. „Trotz allem sollten die Ausgangsfotos mit Bedacht erstellt sein, sonst kann auch der Einsatz künstlicher Intelligenz nichts mehr retten. Wenn zu viel Störendes vor dem Foto-Motiv steht, wird das nichts. Wir betrachten die KI als wertvolle Unterstützung bei der Bildbearbeitung, die uns einiges an Zeit spart. Trotz allem kommt man nicht drumrum, die Bilder am Ende genau zu kontrollieren. Wenn da die Satellitenschüssel oder die Spiegel fehlen, ist das Foto ja nicht aussagekräftig.“
Doch besser ohne KI?
Genau hier setzt auch Christian Kaap an, allerdings mit anderem Ergebnis. „Wir arbeiten bisher mit Fotos ohne KI-Unterstützung“, so Kaap. „Wir sind mit den Ergebnissen der automatischen Freistellung nicht zu hundert Prozent zufrieden. Da fehlen zu oft wichtige Details und wir müssen von vorn anfangen. Wir setzen nach wie vor darauf, unsere Fahrzeuge an einem speziellen Platz zu fotografieren und sie gut in Szene zu setzen. Ich finde auch, dass ein echter Hintergrund einfach natürlicher wirkt und wir unsere CI so besser transportieren können. Wir geben unseren Fotos immer eine persönliche Note mit und finden, dass man das gerade bei hochpreisigen Fahrzeugen auch so machen sollte. Es mag sein, dass das in Zukunft anders aussehen wird, aber aktuell ist es uns so lieber.“ Komplett per KI generierte Bilder würde Christian Kaap gar nicht einsetzen. „Solche Bilder sind voller Fehler und haben immer so etwas Künstliches. Wir experimentieren aber gern und wer weiß, was die Zukunft in diesem Bereich noch bringen wird.“
Individuelle Fahrzeugbeschreibungen
Manuel Wendt will bald schon mit automatisch erstellten Fahrzeugbeschreibungen punkten. Bisher allerdings ist ihm die Qualität noch nicht gut genug. „Wir könnten damit sehr individuelle Texte für jedes einzelne Fahrzeug erstellen und uns so sehr gut von der Konkurrenz abheben, weil die dann einzigartige Inhalte hätten. Die Fahrzeugbeschreibungen, die wir aus den Systemen der Hersteller bekommen, sind ja am Ende doch alle gleich. Für die Suchmaschinenoptimierung wären einzigartige Beschreibungen viel besser“, so Wendt. „Wir wollen so etwas auch in SysCara integrieren, sind aber noch nicht so weit.“ Was sowohl Wendt als auch Kaap schon jetzt nutzen, sind automatisch generierte Ansagen für die Telefonanlage. Die funktionieren ganz einfach: man muss nur den Text in das entsprechende Feld eines Online-Tools eingeben, eine von vielen vorgeschlagenen Stimmen auswählen und schon hat man innerhalb kürzester Zeit einen professionell gesprochenen Text für die Warteschleife oder eine Ansage außerhalb der Öffnungszeiten. Das ist bisher noch kostenlos.
Telefonansagen einfach erzeugen
Die Vorteile sind hier offensichtlich. „Solche Ansagen klingen absolut professionell und sind besser als das, was wir selbst als nicht-Profis aufnehmen“, erzählt Manuel Wendt. „Versprecher und Hänger sind ausgeschlossen und man kann sich sogar seine Lieblings-Stimme aussuchen. Und die fertige Ansagen gibt es nach Sekunden.“ Auch Christian Kaap findet solche Lösungen charmant und ist derzeit mit seinem Team dabei, Ansagen für verschieden Situationen zu generieren. „Wir wollen da einen roten Faden für unsere Kunden schaffen, der sie bei Anrufen gut begleitet. Eine schöne Stimme mit einer freundlichen Ansprache ist der erste Kundenkontakt und für das Image einer Firma enorm wichtig. Das möchten wir auf jeden Fall für uns nutzen“, so Kaap. Beide Händler sind überzeugt davon, dass Künstliche Intelligenz jetzt und in Zukunft unseren Berufsalltag bereichern wird. Einig sind sie sich auch dabei, dass der unbedachte und unreflektierte Einsatz von KI problematisch ist. Sie sehen die derzeitig nutzbaren Tools als Unterstützung und nützliches Helferlein bei vielen Vorgängen, die sonst sehr zeitraubend sein können. Immer aber gilt bei ihrer Verwendung: Hirn einschalten nicht vergessen!