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Fokus Mobilvetta Fluideen

Reisemobile ökologisch nachhaltig gestalten

Auf dem Caravan Salon in Düsseldorf sorgte die italienische Abteilung der Trigano-Gruppe mit der Enthüllung des Konzeptfahrzeugs Mobilvetta Fluideen für Furore. Dieses Fahrzeug präsentierte fortschrittliche technische Lösungen und legte gleichzeitig den Schwerpunkt auf ökologische Nachhaltigkeit. Wir haben Massimo Lori, Projektmanager, Gianluca Mugnaini, Produktmanager, Letizia Bruni, Designerin, und Andrea Mugnaini, den technischen Leiter, interviewt, um die Innovation hinter dem Konzept zu besprechen.

Text: Renato Antonini

Der Name Fluideen ist eine Verschmelzung der Wörter „fluid“ und „green“. „Fluid“ bezieht sich auf die Kontinuität zwischen den Innenräumen und der natürlichen Umgebung sowie auf die von der Natur inspirierten, feinen Linien des Designs. Das Wort „green“ symbolisiert die Verwendung natürlicher und recycelter Materialien sowie eine Natürlichkeit ausstrahlende, entspannende und harmonische Farbpalette. Das Fahrzeug basiert auf dem bekannten K-Yacht Tekno Line Vollintegrierten von Mobilvetta, wurde aber in seiner Fluideen-Version einer radikalen Umgestaltung unterzogen. Was hat dieses Projekt inspiriert und wie wurde es entwickelt? Was sind seine Ziele? Wir haben bei den Entwicklern und der Designerin des Projektes von Trigano nachgefragt.

Camper Professional – Auf dem Caravan Salon Düsseldorf hat Mobilvetta unerwartet ein Konzeptfahrzeug vorgestellt. Was hat zu dieser Entscheidung geführt?

Massimo Lori – Die Entscheidung ist in der DNA der Marke Mobilvetta begründet, die schon immer eng mit Innovationen in den Bereichen Technologie und Design verbunden war. Mobilvetta Fahrzeuge sind stark vom Yachtdesign geprägt. Wir waren der Meinung, dass es an der Zeit war, einen Sprung in die Zukunft zu wagen, indem wir neue Linien und Formen vorschlagen und gleichzeitig fortschrittliche Technologien sowie neue Komponenten erforschen. Wir glauben, dass der Reisemobilbau einen Innovationsschub braucht und bereit ist, neue Stilideen sowie innovative technische Lösungen aus den aktuellen Trends des Möbelmarktes zu übernehmen.

Das Fluideen-Entwicklerteam, von links: Gianluca Mugnaini, Produktmanager; Andrea Mugnaini, technischer Leiter; Letizia Bruni, Designerin

Camper Professional – Und welche Idee steckt hinter diesem Konzept?

Letizia Bruni – Das Konzept basiert auf der Idee, Design mit innovativen Technologien, modernsten Komponenten und sorgfältig ausgewählten Materialien zu verbinden. Es handelt sich nicht um eine Designübung, die uns letztendlich zu ganz verschiedenen Möglichkeiten geführt hat. Stattdessen geht es darum, Design mit technischen Elementen in Einklang zu bringen. Zum Beispiel verfügt das Fahrzeug über Panorama-Fensterflächen mit automatischer Steuerung des Sichtschutzes gepaart mit einem internen Beleuchtungssystem auf Basis von Farbtherapie mit vier unabhängig voneinander steuerbaren Zonen und einem automatisch, gleichzeitig Schließen aller Kompartments. Außen haben wir eine neue Metallic-Farbe mit kratzfester Lackierung, elektronische Seitenspiegel, verdeckte Scharniere und bündige Griffe eingeführt. Obwohl das Fahrzeug nicht für die Serienfertigung vorgesehen ist, werden viele der Design- und Technik-Elemente in zukünftigen Mobilvetta-Baureihen zu sehen sein.

Camper Professional – Trigano ist mit seinen italienischen Marken wie Mobilvetta, CI, McLouis, Roller Team und Arca ein echter Power-Player im Caravaningsektor. Bisher lag der Fokus jedoch nie auf Konzeptfahrzeugen. Warum dieser Wandel?

Gianluca Mugnaini – Das Unternehmen hat zwar noch nie ein Konzeptfahrzeug entwickelt, aber in der Vergangenheit Prototypen mit modernsten technischen Lösungen vorgestellt. Zum Beispiel wurde der Triaca vor einigen Jahren in Zusammenarbeit mit der Designabteilung der Universität Florenz entwickelt und auf der Messe in Parma vorgestellt. Der Fluideen wurde jedoch vollständig in unserem Designzentrum konzipiert und in unserer Entwicklungsabteilung aufgebaut.

Camper Professional – Im Automobilsektor sind Konzeptfahrzeuge eine gängige Praxis. In der Wohnmobilbranche gibt es jedoch nicht die gleichen Traditionen: Wie weit ist es möglich und sinnvoll, die Grenzen zu erweitern?

Andrea Mugnaini – Dass Konzeptfahrzeuge in unserer Branche nicht üblich sind, hat mehrere Gründe. Erstens werden in unserer Branche die Modellreihen häufig aktualisiert, während die Konzeption und Entwicklung eines Konzeptfahrzeugs zwei bis drei Jahre dauern. Zweitens müssen wir für unsere Fahrzeugkategorie (3,5 Tonnen) bestimmte Gewichtsgrenzen einhalten und die Kosten an unsere Marktpositionierung anpassen. Viele Komponenten und Materialien, mit denen wir experimentiert haben, sind derzeit aufgrund ihres hohen Gewichts und ihrer hohen Kosten nicht in Serienfahrzeugen einsetzbar. Trotz dieser Herausforderungen war die Entwicklung des Fluideen eine wertvolle Erfahrung, die uns wichtige Erkenntnisse für die Zukunft liefert. Unser Ziel ist es, nach und nach neue technologische und gestalterische Innovationen in unsere Serienfahrzeuge einzuführen. In Zukunft planen wir auch die Entwicklung eines weiteren Konzeptfahrzeugs. Für uns steht Mobilvetta für Design und Innovation, und wir wollen dies auch in den kommenden Jahren beweisen.

Camper Professional – Was sind die innovativsten Stilelemente?

Letizia Bruni – Es ist schwierig, Stilelemente von technischen Inhalten zu trennen. Die stilistischen Merkmale verschmelzen sehr oft mit den technischen Lösungen. Zum Beispiel sind die Acrylglas- und -stein-Elemente, wie die Duschwanne, die integrierte Spüle und das Waschbecken, alle von uns entworfen. Sie sind einzigartig in Form sowie Funktion und nutzen fortschrittliche Technologien, die für den Wohnmobilbereich geeignet sind. Im Mittelpunkt steht die Suche nach leichten, nachhaltigen Komponenten, die unsere Kunden mit leicht erhältlichen Mitteln problemlos pflegen können. Die Fläche der Duschwanne weist eine Textur auf, die Naturstein simuliert und sowohl ästhetisch ansprechend als auch rutschfest ist. Ebenso dient die Blumentapete nicht nur dekorativen Zwecken, sondern hat auch schallabsorbierende und schalldämmende Eigenschaften, die den Duft speichern und allmählich abgeben, um den Geruchssinn zu stimulieren. Ich möchte auch auf die Verwendung von Farbtherapie, recycelten und recycelbaren Materialien für die Polsterung und das Fehlen von Schlössern hinweisen: die Kunden können die Möbel problemlos und dynamisch wie zu Hause nutzen. Alle Schränke sind zudem automatisch gesichert, wenn sich das Fahrzeug in Bewegung setzt. Schließlich eliminiert oder verdeckt das gesamte fließende, harmonische Linienkonzept scharfe Kanten, um eine einladende, komfortable und geräumige Umgebung zu schaffen.

Camper Professional – Und was sind die fortschrittlichsten technologischen Lösungen?

Andrea Mugnaini – Es gibt noch einige andere technische Lösungen, die, wie bereits erwähnt, einen erheblichen Einfluss auf den Stil haben und ihn definieren. Beispielsweise verdunkeln sich die Fenster automatisch, um von außen Sichtschutz, aber dennoch eine ungestörte Sicht nach draußen zu haben. Damit wird die Trennung zwischen Innen und Außen aufgehoben. Die Trittstufe zum Bett ist ein weiteres gutes Beispiel. Wenn die Trittstufe abgesenkt ist, schließt sie bündig mit dem Boden ab, sodass sich der Kunde vor den Betten frei bewegen, die Garage betreten und die Falttür des Kleiderschranks öffnen kann. Es gibt auch andere Elemente, die angepasst werden können, um das Fahrzeug benutzerfreundlicher zu machen, wie beispielsweise die Garderobe und der Tisch. Der Tisch kann verschoben sowie automatisch eingestellt werden und verfügt außerdem über eine USB-Ladestation mit Leselampe. Außerdem hat die Kühlschranktür einen zweifachen Nutzen, da sie mit verschiedenen Regalen im Inneren zusätzliche Staumöglichkeiten bietet. Zu guter Letzt sollten wir die schlüssellose Technologie zum Ver- und Entriegeln der hinteren Klappen wie auch das Grauwasserrecyclingsystem erwähnen.

Camper Professional – Hat das Fluideen-Konzept eine „grüne Seele“?

Letizia Bruni – Mit dem Fluideen haben wir die Gelegenheit genutzt, um zu erkunden, was der Markt an recycelten und recycelbaren Materialien bietet, die in unserer Branche eingesetzt werden. Wir haben recycelte Stoffe und Kunstleder gefunden, die in umweltfreundlichen und nachhaltigen Herstellungsverfahren produziert werden. Für alle Polsterungen haben wir einen mikrozellulären Schaumstoff verwendet, der aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt wird, die aus erneuerbaren Quellen in der Natur stammen. Die Grauwasseraufbereitungssysteme ermöglichen einen geringeren Wasserverbrauch. Erwähnenswert ist auch die Verwendung natürlicher Materialien, die technologisch für unseren Bereich geeignet sind, wie Stoffe aus Naturfasern, Sperrholzfurnier für strukturelle Plattenverkleidungen und Lacke auf Wasserbasis.

Camper Professional – Ist es wirklich möglich, dass ein Reisemobil-Hersteller nicht nur bei den Produktionsprozess, sondern auch bei den auf den Markt gebrachten Produkten auf ökologische Nachhaltigkeit achten kann?

Letizia Bruni – Es ist schwierig, aber es ist möglich. Einige Maßnahmen wurden in unserem Unternehmen bereits weitgehend umgesetzt. Unsere Möbel werden beispielsweise aus Sperrholzplatten hergestellt, die aus Holz von eigens zu diesem Zweck angelegten Plantagen hergestellt werden. Die Abfälle dieser Platten werden wiederverarbeitet und zur Herstellung neuer Platten verwendet. Bei der Zusammensetzung der Sperrholzplatten werden Klebstoffe auf Wasserbasis verwendet. Bei einigen Themen sind wir schon weiter, bei anderen arbeiten wir noch daran. Das Konzeptfahrzeug hat uns die Möglichkeit gegeben, ökologisch nachhaltige Materialien zu erforschen, die wir normalerweise nicht verwenden. Aber leider müssen wir sagen, dass es eine herausfordernde Reise ist, da es in Wirklichkeit nicht so einfach ist wie in anderen Bereichen der Wirtschaft. Das liegt daran, dass die Einführung von recycelten und/oder recycelbaren, ökologisch nachhaltigen Materialien in den Produktionsprozessen einen sehr hohen technologischen und finanziellen Aufwand bedeutet.

Camper Professional – Welche der Ideen in diesem Konzept können kurzfristig in die Serienproduktion überführt werden?

Massimo Lori – Das Design wurde bereits teilweise in der Kea-Kompakt-Reihe umgesetzt, die auf den letzten Messen vorgestellt wurde. Wir erwägen auch, Lösungen, die bei den Kunden sehr gut angekommen sind, in die kommenden Produktreihen der Marke Mobilvetta aufzunehmen.

Camper Professional – Im Wohnmobilsektor erleben wir zumindest in Europa eine Phase großer Veränderungen. Ist es möglich, Produktionsmethoden hinter sich zu lassen, die seit vielen Jahren auf Konstruktionsebene eingesetzt werden? Können wir zu neuen Materialien, fortschrittlichen Systemen und Konstruktionsmethoden übergehen, die in die Zukunft weisen?

Andrea Mugnaini – Wir sind zuversichtlich, dass es in den kommenden Jahren eine Weiterentwicklung im Bereich der Systeme geben wird, und mit Fluideen haben wir versucht, unseren Beitrag zu leisten. Der Caravaning-Markt arbeitet jedoch auch intensiv an der Konnektivität, und dies wird definitiv eine wichtige Richtung für die Weiterentwicklung sein. Es ist an der Zeit, sich auf einen Wandel vorzubereiten, sicherlich im Bereich der Systeme, aber auch bei den Produktionsmethoden.

Camper Professional – Wie wir wissen, werden Wohnmobile aus vielen Komponenten zusammengebaut, die von externen Zulieferern bezogen werden, wie zum Beispiel Kühlschränke und Heizsysteme. Welche Rolle werden die Hersteller im Vergleich zu den Komponentenlieferanten spielen, wenn sie neue Grenzen für den Wohnmobilsektor definieren?

Andrea Mugnaini – Unserer Meinung nach werden die Hersteller weiterhin eine grundlegende Rolle spielen. Nur durch eine Zusammenarbeit zwischen Zulieferern und Herstellern können wir die Entwicklung nützlicher und funktionaler technischer Lösungen für die Kunden sicherstellen und gleichzeitig die Montageanforderungen, Gewichtsbeschränkungen und andere spezifische Einschränkungen dieser Art von Produkten berücksichtigen. Daher glauben wir, dass Hersteller eher etwas bewirken können, wenn sie von den richtigen Zulieferern unterstützt werden.

Camper Professional – Der Mobilvetta Fluideen ist ein Ideenlabor, das auch dazu dient, den Markt zu testen. Wie können Sie ein objektives und konstruktives Feedback erreichen?

Gianluca Mugnaini – Das Ziel des Konzepts besteht darin, Kundenmeinungen einzuholen und zu versuchen, zukünftige Richtungen und Entwicklungen zu verstehen. Danach arbeiten wir daran, diese Ideen umzusetzen. Wir sehen keine Gefahr von Fehlinterpretationen, da das Feedback aus verschiedenen Quellen stammt: Kunden, Presse, Händler und Lieferanten. Dies wird uns helfen, unsere Entscheidungen besser abzuwägen.

Camper Professional – Wenn wir über die Zielgruppe sprechen, die in der Lage ist, fortschrittliche Lösungen zu schätzen, denken wir dann eher an Nutzer mit langjähriger Erfahrung oder an Menschen, die sich zum ersten Mal mit dem Thema Wohnmobil befassen?

Massimo Lori – Wir glauben nicht, dass erfahrene Kunden Veränderungen ablehnend oder widerstrebend gegenüberstehen; im Gegenteil, dank ihrer umfangreichen Erfahrung können sie die vorgeschlagenen technischen Lösungen besser schätzen. Unser Ziel ist es, etwas Innovatives, aber auch Funktionales einzuführen, das auf die Bedürfnisse des Kunden reagiert. Wir sind auch zuversichtlich, dass einfache und funktionale technische Lösungen in Kombination mit einem modernen und ansprechenden Design auch bei denjenigen gut ankommen werden, die zum ersten Mal mit einem Freizeitfahrzeug in Berührung kommen.

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