Interviews mit Wohnmobilherstellern Zeitungsinterview

Kai Dhonau, DCHV

In den besten Händen

Interview mit Kai Dhonau, Präsident des Deutschen Caravaning Handels Verbands (DCHV), zum 50-jährigen Verbandsjubiläum.

Text: Peter Hirtschulz

Für die Geschichte der Menschheit ein kleiner Schritt, für die Verbandsgeschichte ein beachtlicher Sprung: 50 Jahre DCHV! Alles begann im März des Jahres 1974, als 35 Caravan-Händler den Deutschen Caravan Handels Verband gründeten. Heute sind aus den ursprünglich 35 Mitgliedern 425 Vollmitglieder und 98 Fördermitglieder geworden. Camper Professional Deutschland sprach mit Kai Dhonau über die historische Entwicklung und die heutigen Ziele des Verbands anlässlich des 50. Geburtstages.

Camper Professional – Was hatte der DCHV bei seiner Gründung und Sie als heutiger Präsident im Jahr 1974 gemeinsam?

Kai Dhonau – Sie meinen, dass wir beide in den Kinderschuhen steckten? Stimmt, in den 70ern hatten wir wohl eine erste steile Lernkurve gemeinsam. [lacht] Wir haben uns seitdem beständig weiterentwickelt und sind zusammen erwachsen geworden. Weiterentwicklung hört ja zum Glück nie auf.

Camper Professional – Seit wann sind Sie Präsident und kennen Sie noch Ihre Vorgänger?

Kai Dhonau – Ich bin seit 2012 Präsident. Und natürlich kenne ich meine Vorgänger. Das waren Michael Winkler, der den Verband gründete und ihn die ersten 25 Jahre führte. Danach übernahm Wolfgang Liebscher die folgenden 14 Jahre. Zu beiden pflege ich ein herzliches Verhältnis. Also in Summe sind es bisher drei Personen, die den DCHV geführt und weiterentwickelt haben. Ein Beleg für Kontinuität im laufenden Prozess.

Camper Professional – Was verbindet Sie mit Caravaning?

Kai Dhonau – Sie kennen meine Mutter Maria, branchenweit bekannt und eine der wenigen, wenn nicht sogar der einzige lebende Mensch, der auf allen Caravan Salons war. Da bin ich als Sohn also einfach reingewachsen. Die gesamte Familie Dhonau ist dem Caravaning – fast bin ich geneigt zu sagen – verfallen [lacht]. Schon früh stand ich meiner Mutter im eigenen Handelsbetrieb zur Seite. 2001 habe ich dann die Leitung der damaligen Hymer-Niederlassung von meiner Mutter übernommen, und bin seit 2005 selbständig. In all den Jahren ist Camping meine Urlaubsform geblieben, auch wenn es heute Caravaning heißt. Und 2010 kam der DCHV.

Camper Professional – Was verbindet Sie mit dem DCHV als Präsident?

Kai Dhonau – Im Jahr 2012 stand ein Generationenwechsel an und DCHV-Mitglieder stellten mich als jüngeren Kandidaten zur Wahl auf. Schon damals hatte ich basierend auf meiner beruflichen Laufbahn einige Pläne, wie ich das Handelsgeschäft – über den Tellerrand des eigenen Unternehmens hinaus – weiter voranbringen wollte. Doch die Freude über die Wahl zum Präsidenten wurde schnell getrübt. Drei Tage nach meiner Wahl wurde bei mir Mandelkrebs diagnostiziert. Gott sei Dank habe ich die Krankheit erfolgreich besiegt. Eine schwere Zeit, die mich die Dinge bis heute mit Demut und Bedacht angehen lässt – und damit auch etwas Gutes hatte insofern, als mein damals sicher noch übermütiger Tatendrang kurzerhand in realistische Ziele überging.

Camper Professional – Was waren oder besser sind denn Ihre Ziele?

Kai Dhonau – Im Mittelpunkt steht bei meinen und Aktivitäten des DCHV von vornherein die kontinuierliche Professionalisierung unseres Gewerbes. Wer die Geschichte des Caravaning-Handels kennt, der weiß, wie alles mit dem Verkauf auf der grünen Wiese begann. Aber die Zeiten und auch die Kundenansprüche haben sich in den Jahren rasant verändert. Das betrifft beispielsweise die Präsentation unserer Produkte vor Ort, den Verkauf von Zubehör und die Einrichtung von Werkstatt-Bereichen. Mit ihrem direkten Draht zum Kunden und als Verkäufer vor Ort vertreten die Mitglieder – und stellvertretend für sie der DCHV – eine starke und gemeinsame Stimme gegenüber den Herstellern. Das erfordert permanenten Austausch. In diesem Zusammenhang liegt mir eine erfolgreiche Lobbyarbeit und die professionelle Außendarstellung unseres Handelsgewerbes mit Wettbewerbern im automobilen wie im touristischen Bereich am Herzen.

Camper Professional – Gibt es auch interne Handels-Ziele, die der DCHV verfolgt?

Kai Dhonau – Natürlich. Unsere Produkte, Wohnmobile, Caravans und Zubehör sind allesamt erklärungsbedürftig. Also geht es um die professionelle Ausbildung derer, die verkaufen, aber auch derer, die die Fahrzeuge im After-Sales-Bereich und in der Werkstatt betreuen. Dafür ist ein umfassendes Fachwissen notwendig. Hier setzt der DCHV an, diese Ausbildung zu professionalisieren und branchenweit zu etablieren. Gerade im Service- und Werkstattbereich ist ein besonderes Engagement notwendig. Der DCHV schafft hier passgenaue Angebote, wie z.B. unsere neue Webinar-Reihe, die auf gewachsene Ansprüche im Verkauf reagiert.

Camper Professional – Was sind die Meilensteine, die der DCHV im Laufe seiner Geschichte gesetzt hat?

Kai Dhonau – Oh, da muss ich etwas ausholen und Sie mit mir da durch, denn die sind allesamt für ihre Zeit wichtig. Viele dieser Meilensteine wurden dementsprechend von meinen Vorgängern und deren Teams geschultert. 1975 waren einheitliche Händlerverträge gegenüber den Herstellern so ein wichtiger Meilenstein. 1982 startete der DCHV mit einem umfangreichen Seminarangebot zu technischen, kaufmännischen und verkaufstechnischen Inhalten. 1984 wurde die Sektion „Motorcaravan“ gegründet. Der Wettbewerb „Ausgezeichneter Handelsbetrieb“ wurde 1989 eingeführt. 1992 wurde erstmals ein Büro mit einem ersten Hauptgeschäftsführer, damals Dr. Schloz, eingerichtet. Die staatliche Anerkennung der Weiterbildung zur „Fachkraft für Caravan-Technik“ mit der Handwerkskammer Unterfranken wurde 1997 erreicht. 2002 wurde die Auszeichnung der Handelsbetriebe mit Bronze, Silber und dem „Goldenen C“ neu strukturiert und wir haben den Lieferanten und Partnerschafts-Oscar LUPO neu ins Leben gerufen. Seitdem nimmt die Strahlkraft unserer Zertifikate und Auszeichnungen zu und in diesem Jahr kam das „Grüne C“ mit dem Thema Nachhaltigkeit hinzu. 2018 wurde unter anderem auf Initiative des DCHV die „Planungshilfe Reisemobil-Stellplätze in Deutschland“ vom Deutschen Tourismus Verband (DTV) veröffentlicht. 2023 wurde die Verordnung der Fachrichtung Caravan-/Reisemobiltechnik im Beruf Karosserie- und Fahrzeugbaumechanik festgelegt. Das sind nur einige Beispiele, die mir wichtig sind – und eins fehlt noch. Allein auf der gesetzgeberischen Seite sehen wir uns heute fast 1.800 Bundesgesetzen gegenüber. Auch das ist Teil der DCHV-Arbeit. Wir sind auch im juristischen Bereich für alle Handelsbetriebe da, groß wie klein, damit sie diesen zumeist rechtlichen Vorschriften nicht allein gegenüberstehen. Der DCHV arbeitet übrigens kontinuierlich und auf allen Ebenen an den genannten Projekten.

Camper Professional – In der jüngeren Geschichte hat der ursprünglich männer-dominierte DCHV einen zunehmend weiblichen Touch bekommen?

Kai Dhonau – Vollkommen korrekt und selbstverständlich zugleich! Nach Dr. Scholz, Hans-Jürgen Hess und Oliver Waidelich haben wir seit 2022 mit Ariane Finzel eine hauptamtliche Geschäftsführerin und eine wahre Powerfrau. Unter ihrer Führung wurde der gesamte Verband mit Geschäftsstelle und mehr als 1.200 Leitz-Ordnern binnen 100 Tagen komplett digitalisiert. Sämtliche Prozesse hat sie in ein einheitlich-digitales System überführt. Im DCHV-Vorstand haben wir mit Manuela Brecht eine sehr kompetente und engagierte Frau, die den Fachbereich Digitalisierung verantwortet. Unter anderem liegt damit eins der wichtigsten Verbandsthemen des DCHV in weiblicher Hand. Ich bin der Meinung, mit Manuela, Ariane und dem Team von Heike Weis und Nathalie Dettke repräsentiert der DCHV diese neue Normalität schon ganz gut. Die weibliche Komponente im Verband kann gerne noch verstärkt werden, ist aber jetzt schon von großer Bedeutung.

Camper Professional – Apropos Bedeutung. Was halten Sie von dem zunehmenden Interesse durch branchenfremde Investoren im Caravaning-Handelsbereich?

Kai Dhonau – Das sehe ich skeptisch. Natürlich spricht es für Attraktivität und Stärke unserer Branche, wenn sich auch Fremd-Investoren dafür interessieren und neue Impulse mitbringen. Auf der anderen Seite sind wir eine sehr spezifische Branche, sodass das Engagement von Außen auch zu Problemen führen kann. Denn in der Tiefe kennen sie weder die Produkte noch die oftmals inhabergeführten Strukturen noch die spezifischen Kundenanforderungen. Die Kenntnis über die Gesamtheit dieser Faktoren und deren Zusammenspiel, eben das spezielle Händlerwissen, bleibt für ein erfolgreiches Finanz-Investment elementar. Und wie die aktuellen Entwicklungen zeigen, stecken hier auch ordentliche Risiken drin.

Camper Professional – Auch der Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) engagiert sich stark im Caravaning-Bereich mit speziellen Servicepartnern für Caravan- und Reisemobilreparaturen. Wächst da eine Konkurrenz heran oder wird das eine vertrauensvolle Zusammenarbeit?

Kai Dhonau – Wir besprechen uns derzeit gerne und eng mit dem ZKF. In Kürze sitzen wir mit dem neuen Vorstand des ZKF und des DCHV zusammen, um gemeinsame Handlungsfelder zu definieren. Wir tauschen uns z.B. darüber aus, welche unserer Handelspartner keine Karosserie- und Lackierarbeiten ausführen können und vermitteln dann entsprechende Partner des ZKF. Des Weiteren ist der ZKF ein wichtiger Partner für das Thema Ausbildung. Unser Schwerpunkt der Reisemobil- und Caravantechnik ist in deren Berufsbild des Karosserie- und Fahrzeugbauers verordnet worden und wir sind froh über die dort vorhandene Expertise. Wir freuen uns auf den weiteren Austausch.

Camper Professional – Im November 2024 stehen wieder Wahlen an. Streben Sie eine Wiederwahl an?

Kai Dhonau – Ja, das tue ich. Eine Legislaturperiode werde ich noch bereitstehen, wenn die Mitgliederversammlung mich noch einmal wählt. Mit Blick auf das Erscheinungsdatum der CPD hoffe ich also, dass Sie heute auch mit dem Richtigen sprechen. Danach möchte ich den Staffelstab an einen Jüngeren oder eine Jüngere weitergeben.

Camper Professional – Im Falle der Wiederwahl, was sind ihre Ziele für die finale Präsidentschaft?

Kai Dhonau – Ich möchte die bereits beschriebenen Projekte und Strukturen so weit wie möglich nach vorne bringen. Dazu gehört für mich auch eine substanzielle Jugendförderung. Ich möchte außerdem die Sichtbarkeit und Wertschätzung unserer Arbeit in der Öffentlichkeit weiterführen. Dazu streben wir die nächste Stufe der Professionalisierung in allen Bereichen unserer Handelsbetriebe an. Nehmen Sie z.B. unseren Digitaltag auf der Touristik & Caravaning Reisemesse in Leipzig. Da bringen wir die Händler direkt mit Anbietern digitaler Lösungen in den Austausch, um maßgeschneiderte Produkte zu bekommen. Darüber hinaus sind wir in Sachsen und bundesweit zum Thema Tourismus vor Ort, um unsere Kooperationen für eine gute Camping-Infrastruktur und naturnahes Reisen auszubauen. Unabhängig von Trends liegt das Thema Nachhaltigkeit in unserer DNA, da stehen wir an der Seite unserer Kund*innen in der Verantwortung. Den Prozess der Klimabilanz für die „Grüne C“-Zertifizierung habe ich in diesem Jahr selbst durchlaufen. Am Ende steht dem Aufwand ein weit größerer Mehrwert gegenüber, denn ich kann mit den erfassten Daten Vergleiche zu Emissionen, Kosten und Zielvorgaben aufsetzen. Das ist Ansporn für mich und ein guter Weg für den DCHV. Noch etwas: angesichts manch aktueller wirtschaftspolitischer wie brancheninterner Untergangsszenarien wünsche ich mir weniger Aufgeregtheit und genaueres Hinsehen, wo derzeit Probleme liegen können. Insolvenzen gibt es und wir brauchen Transparenz, um die Gründe in diesen Fällen zu benennen. Genauso dringend brauchen wir als Händler das Vertrauen unserer Kund*innen in die Stärke unseres Wirtschaftens und unseres Angebots. Diese Stärke ist nachweisbar vorhanden. Lasst uns negativen Übertreibungen mehr entgegensetzen und konkrete Lösungen zeigen, die das Vertrauen stärken. Der Handel verdient es. Der DCHV leistet seinen Beitrag, das zu vermitteln. Und ganz wichtig für alle Handelsbetriebe wie auch für meine Präsidentschaft: Ich möchte branchenweit eine geregelte Nachfolgesystematik einführen. Viele unserer Betriebe sind inhaber- und familiengeführt. Da hat eine geordnete Nachfolgeregelung eine besonders hohe Bedeutung. In den familiengeführten Strukturen liegt übrigens auch eine Chance, als Arbeitgeber besonders attraktiv zu sein, wenn flexible Zeitmodelle und soziale Nähe gelebt werden. Ich glaube, dass wir noch einiges bewegen können und müssen. Denn letztendlich ist es das Ziel des DCHV auf Dauer alles in besten Händen zu wissen und zukunftsfähig zu bleiben.

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