Pössl Campervans Die Nr. 1 in Europa
Heutzutage ist der Markt der Campervans geradezu explodiert und macht aktuell über 50 Prozent aller verkauften Reisemobile aus. Die Pössl Group produzierte im Jahr 2021 ungefähr 15.000 Fahrzeuge. Camper Professional traf Geschäftsführer Markus Wahl zum Gespräch über diese rasante Entwicklung.
Text Peter Hirtschulz
Die Pössl Freizeit und Sport GmbH wurde 1989 von Peter Pössl mit der Philosophie gegründet, kostengünstig ausgebaute Campervans zu vermarkten. Die Idee war gut aber für den Markt zu früh. Im Jahr 2002 verkaufte Peter Pössl sein Unternehmen an die in München ansässige Glück-Gruppe, die schon damals Handelspartner von Pössl war. Mit der Übernahme kam die Marke Pössl durch jährlich gesteigerte Produktionszahlen erst richtig in Schwung. Geschäftsführer war und ist Markus Wahl. Im Jahr 2004 wurde der Freizeitfahrzeug-Hersteller Dethleffs als Produktionspartner gewonnen. Zuvor wurden die Campervans von Pössl beim slowenischen Hersteller Adria produziert. Die Produktion stieg in kurzer Zeit von einigen hundert Einheiten auf knapp 2.000 Fahrzeuge. Seit 2017 werden auch in Eigenregie Fahrzeuge gebaut. Mit der Integration der Marken Clever, Globecar, Roadcar sowie der VanLine mit den Vans zusätzlich zur Stammmarke Pössl entstand die Pössl Group.
Camper Professional: Herr Wahl, ein aktueller Marktbericht besagt, dass die Campervans bereits 50 Prozent des Marktes der Freizeitfahrzeuge einzunehmen. Sehen Sie das auch so und welche Stellung nimmt die Pössl Group ein?
Markus Wahl: Das ist richtig. Die Campervans sind die großen Gewinner im aktuellen Boom der Freizeitfahrzeuge. Die Pössl Group, Pionier in diesem Marktsegment, ist aufgrund ihrer enormen Innovationskraft sowohl in Deutschland wie in Europa qualitativ wie quantitativ die Nr. 1!
Camper Professional: Sie sind nicht nur Geschäftsführer, sondern geschäftsführender Gesellschafter.
Wie sieht die aktuelle Managementstruktur aus?
Markus Wahl: Haupteigner ist die Glück-Gruppe. In der Pössl Group wird das Management von mehreren Geschäftsführern und Bereichsleitern entsprechend den Auf
gabengebieten wahrgenommen.
Camper Professional: Wo werden die Pössl Group Campervans aktuell produziert?
Markus Wahl: Wir haben zwei eigene Werke in Deutschland, in Vielbrunn und – im letzten Jahr neu eröffnet – bei Erfurt. Darüber hinaus produzieren wir in Ungarn sowie mit externen Zulieferern bei renommierten Freizeitfahrzeug-Herstellern in Isny sowie bei Würzburg.
Camper Professional: Wie sieht das aktuelle Produktportfolio bei der Pössl Group aus?
Markus Wahl: Unter der Stammmarke Pössl vertreiben wir aktuell fünf unterschiedliche Baureihen. Die D-Line, den Trenta, den Summit, die H-Line und die sogenannten „Plus“-Modelle. Hinter diesen Baureihen stehen etwa 40 unterschiedliche Modelle, die mit zum Teil sehr individuellen, manchmal sogar exotischen Konzeptionen die unterschiedlichen Kundenwünsche erfüllen. Dabei sind unsere Campervans kompakt genug für den Alltag, bieten mehr als genug Platz für einen komfortablen Urlaub und warten praktisch mit derselben Ausstattung auf wie große Reisemobile. Nur eben auf kleinerem Raum. Je nach Modell sind Küche, Toilette und Dusche, Bett, Sitzgruppe und intelligente Stauraumlösungen mit an Bord. Im Gegensatz zu größeren Wohnmobilen sind Pössl-Fahrer in Städten entspannt unterwegs und finden sogar auf normalen Parkplätzen einen Stellplatz.
Camper Professional: Campervans haben meist vergleichsweise begrenzte Raummöglichkeiten. Was ist das Geheimnis des Erfolges der Pössl Group?
Markus Wahl: Wir sind innovativ und haben die Kunst der Raumnutzung perfektioniert. Unsere Entwicklungen sind Vorreiter bei Fahrzeugen, die in der Regel Längenmaße von 5,40 m, 6,00 m und 6,40 m haben. Die Pössl Group ist Pionier in Bezug auf die Realisierung von verschiedenen Grundrissvarianten mit unterschiedlichen Schlafvariationen: Wir bieten Querbetten, Einzelbetten und elektrisch höhenverstellbare Betten in allen Längen an. In den Vans haben wir eine patentierte Außenküchenkonstruktion im Angebot. In unseren Campervans realisieren wir neue Grundriss- und Kühlschrankkonzepte. Wir haben neben dem klassischen integrierten Bad, das Raumbad sowie das Schwenkbad für Campervans entwickelt. Unsere „Summits“ sind im Fahrerhausbereich serienmäßig mit dem sogenannten Sky-Roof® ausgestattet, die Serie „Shine“ mit dem patentierten Multi-Roof. Wir setzen bei unseren Modellen den „Soft-Close“ ein, der die Fahrzeugschiebetür sehr geräuscharm öffnen sowie schließen lässt. Eigentlich ist der Name Pössl das Synonym für Campervans.
Camper Professional: Wie sehen Ihre aktuellen Produktionszahlen aus?
Markus Wahl: Wir werden im Modelljahr 2022 rund 15.000 Fahrzeuge an unseren unterschiedlichen Standorten herstellen. Aufgrund der Nachfrage, und wenn alles gut geht, planen wir für das Modelljahr 2023 eine weitere Steigerung auf ungefähr 18.000 Einheiten mit einem geschätzten Umsatz von etwa 800 bis 900 Millionen Euro.
Camper Professional: Apropos „wenn alles gut geht“. Wie sehr ist die Pössl Group von Lieferengpässen betroffen?
Markus Wahl: In gleichem Maße wie alle anderen Hersteller von Freizeitfahrzeugen auch. Manchmal fehlen Chassis, manchmal Polster, dann Elektroteile, Pumpen oder auch Verkleidungen. Der ganz normale Wahnsinn.
Camper Professional: Welche Bedeutung haben eigentlich Aufstelldächer?
Markus Wahl: Bei all unseren Modellen – seien es die Campervans oder die kleineren Vans – nehmen Aufstelldächer eine rasante Entwicklung. Bisher werden zirka 10 Prozent unserer Fahrzeuge mit Aufstelldächern produziert. Aber auch diese Zahl steigt. Alle unsere „urban vehicles“ wie der Campster und Vanster sowie Campstar und Vanstar werden generell mit Aufstelldach ausgestattet. Hier planen wir eine Jahresproduktion von etwa 4.000 Fahrzeugen. Diese Dächer lassen wir von einem Partner in Polen liefern.
Camper Professional: Bisher haben Sie Ihre Fahrzeuge vornehmlich auf Chassis der PSA-Gruppe (Fiat/Citroën/Peugeot) aufgebaut. Seit kurzem befindet sich auch Mercedes im Angebot.
Markus Wahl: Das ist korrekt. Seit 2021 haben wir auch aufgrund der sehr starken Nachfrage eine Kooperation mit Mercedes. Auf Basis des Mercedes Vito Tourer Pro und der V-Klasse produzieren wir tiefgaragentaugliche Fahrzeuge, die unter anderem auch mit der von uns patentierten, herausnehmbaren Easy Move Kitchen ausgestattet sind. Hier planen wir im kommenden Jahr 1.000 Einheiten zu produzieren.
Camper Professional: Wie sehen Sie die Enwicklung eines E-Mobils?
Markus Wahl: Wir sind vorbereitet. Es gibt Länder, deren gesetzliche Regelungen auf dem Weg sind, den Einsatz von Verbrennermotoren signifikant zu reduzieren. Wir bieten in diesem Bereich dann eine Alternative. Als Prototypen gibt es den Vanster als rein elektrisch angetriebenen Van. Wir planen zur Zeit die Serien-Produktion.
Er hat eine Reichweite von knapp 300 Kilometern, jeweils abhängig vom persönlichen Fahr- und Nutzungsstil. Für einen problemlosen Einsatz wird dann aber auch eine ausreichende Infrastruktur notwendig sein.
Auch hier möchte und wird die Pössl Group zu den innovativen Unternehmen zählen.
Markus Wahl
Der studierte Betriebswirt Markus Wahl (58) ist seit 1989 bei der Bernhard Glück Gruppe speziell im Bereich Caravaning tätig.
Die Gruppe ist ursprünglich und außer-
dem sehr erfolgreich in der Produktion von Baumaterialien unterwegs.
Seit 2002 ist Markus Wahl zudem für die Pössl-Gruppe als Geschäftsführer
veantwortlich.