Ein zuverlässiger und langfristig orientierter Partner
Seit der Gründung in den frühen 1970er Jahren hat sich Schaudt auf die Entwicklung und Produktion elektronischen Steuerungen und Energiemanagement-Systemen für die europäische Caravaning-Industrie spezialisiert. Im Jahr 2021 wird Schaudt von der Lippert-Familie übernommen. Wir trafen uns mit Ralf Zahn, Produktmanager im Lippert-Werk 317 in Markdorf am Bodensee.
Text: Giorgio Carpi
Seit mehr als drei Jahrzehnten hat sich Schaudt mit ausgefeilten Überwachungs- und Steuerungssystemen, die das Erlebnis des mobilen Reisens bereichern, als führendes Unternehmen auf dem deutschen Caravaning Marktes etabliert. Die umfangreiche Produktpalette von Schaudt (heute Lippert) zeichnet sich durch eine Vielzahl von elektronischen Systemen für Freizeitfahrzeuge aus. Dazu gehören Batterieladegeräte von 230 V Wechselstrom auf 12 V Gleichstrom, 12 V Systemsteuerungen, Solar-Regler-Bausätze, Zubehör zur Füllstandsmessung von Wassertanks, Batterieüberwachungsgeräte, 12 V Booster sowie Dimmer und Lichtschalter. Ihre Lösungen überzeugen durch hohe Zuverlässigkeit, einfache Bedienbarkeit und die Möglichkeit, sie an die individuellen Bedürfnisse des Fahrzeugs sowie den Komfort des Nutzers anzupassen.
Camper Professional – Von Anfang an…
Ralf Zahn – Erich Schaudt gründet sein Unternehmen in den frühen 1970er Jahren. Zunächst erkennt er, dass eine konstante Stromversorgung an Bord ein wesentlicher Bestandteil des mobilen Reisens darstellt, insbesondere mit dem Aufkommen von elektrischen Pumpen für Wassertanks und Beleuchtungssystemen, die noch überwiegend mit Propangas betrieben werden. Daraus entsteht die Idee, diese Bauteile zu elektrifizieren, damit Geräte wie Wasserpumpen sicher mit 12 Volt betrieben werden können. Einer der ersten Kunden ist Tabbert. Die erste Werkstatt richtet Erich in seinem eigenen Keller ein. Im Jahr 2008 wird das heutige Gebäude in Markdorf errichtet. Schon als Kind bezieht er seine Tochter Barbara Schaudt mit in das Geschäft ein. Sie tritt 1988 offiziell in das Unternehmen ein und wird 2003 von Erich Schaudt zum Co-CEO ernannt, zusammen mit Armin Steinmetz, der heute noch sein Amt als CEO vertritt. Seitdem, bis zur Übernahme durch Lippert im Jahr 2021, wächst das Geschäftsvolumen des Unternehmens um 300 %, mit einem deutlichen Aufschwung während der Corona-Krise, einem Wachstum, das alle Erwartungen übertrifft. Armin Steinmetz hat fast alle Systeme entworfen, die wir heute verwenden, einschließlich EBLs und Ladungsbooster. Barbara gehört nicht mehr zum „Management Team“, arbeitet aber immer noch im Werk und leitet das Projekt D365, eine Implementierung des ERP-Systems. Und wir haben einen Interim-Generaldirektor, der vor drei Monaten zu uns kam. Ihn an Bord zu holen, ist ein strategischer Schachzug von Lippert, da wir von seiner großen Erfahrung in verschiedenen Bereichen profitieren können.
Camper Professional – Was hat sich geändert, seit Schaudt zu Lippert gehört?
Ralf Zahn – Seit der Übernahme von Schaudt durch Lippert haben sich viele wichtige Veränderungen ergeben. Der Hauptgrund warum sich Barbara und Armin für den Verkauf an ein großes multinationales Unternehmen entschlossen haben, ist die Notwendigkeit, die steigenden Anforderungen der OEMs zu erfüllen. Ein Auftragsanstieg von 2.000 Display-Bedienfeldern auf 12.000 in kurzer Zeit kann für ein Familienunternehmen eine Herausforderung sein. Lippert unterstützt jetzt umfangreiche Investitionen und reagiert schnell auf Anforderungen.
Camper Professional – Welche Erfahrungen haben Sie bereits gesammelt und welche Rolle spielen Sie derzeit bei Schaudt?
Ralf Zahn – Ich habe meine berufliche Laufbahn vor etwa 37 Jahren in der technischen Dokumentation eines kleinen Unternehmens in Friedrichshafen begonnen. Danach war ich über mehrere Jahre bei MTU, heute Rolls Royce Power Systems. Sie stellen Dieselmotoren für eine Vielzahl von Anwendungen her, darunter Boote und Yachten. Ich bin seit 2008 bei Schaudt und habe Anfang dieses Jahres mein Amt als Product Manager übernommen. Ich beschäftige mich mit der Entwicklung von Systemen und Ideen für Erstausrüster und konzentriere mich dabei insbesondere auf zukünftige Entwicklungen von Energiesystemen.
Camper Professional – In welche Richtung geht die Zukunft?
Ralf Zahn – Man konzentriert sich zum Beispiel auf die Entwicklung eines modularen und integrierten Ansatzes, der die Installation vereinfacht und die Funktionalität in Freizeitfahrzeugen verbessert. Derzeit sind unsere Produkte – wie EBL (Elektroblock), Batterieladegeräte und Booster – separat im Fahrzeug untergebracht, was mehrere Installationen und umfangreiche Verkabelungen erfordert. Beim nächsten Schritt soll es darum gehen, ein kompaktes modulares System zu entwickeln, in dem alle diese Komponenten zusammen untergebracht sind, wodurch der Bedarf an aufwendiger Verkabelung und Platz minimiert wird. Dieses integrierte System spart nicht nur Gewicht durch weniger Kabel, sondern vereinfacht auch den Einbau: Praktisch geht es um eine Plug-and-Play-Lösung, die einfach in das bestehende Bordnetz des Fahrzeugs integriert werden kann.
Camper Professional – Funktionieren Ihre Produkte mit CI-BUS?
Ralf Zahn – Ja, unsere Produkte sind vollständig CI-BUS-kompatibel. Wir bieten sowohl konventionelle Systeme als auch integrierte CI-BUS-Lösungen an. Unser CI-BUS-System umfasst eine EBL, die für das Entschlüsseln von CI-Signalen entwickelt wurde. Diese Konfiguration ermöglicht ein effektives Management der Beleuchtung und anderer elektrischer Verbraucher im Freizeitfahrzeug, einschließlich der Steuerung der Beleuchtung und des Ein- und Ausschaltens von Geräten. Wichtig ist, dass unser System perfekt mit den Truma Heizungen und Klimageräten zusammenarbeitet, die alle über ein einziges Display-Bedienfeld gesteuert werden können. Damit sind die vielen Bedienfelder über der Eingangstür überflüssig, da sie durch ein einziges Paneel ersetzt werden, wie z. B. das Touchpanel DT740.
Camper Professional – Ist der CI-BUS Ihrer Meinung nach immer noch die beste Lösung für die Caravaning-Industrie?
Ralf Zahn – Lippert nimmt am ECF-Projekt teil, das sich mit der Zukunft der Freizeitfahrzeuge und den Bussystemen beschäftigt, die wir einsetzen werden. Heute ist der CI-BUS insofern begrenzt, als er nur bis zu 32 Komponenten unterstützt, was oft nicht ausreicht. In Zukunft werden wir wahrscheinlich zu einer speziellen Form des CAN-Busses übergehen, der mehrere hundert Geräte aufnehmen kann, ähnlich wie die in modernen Autos verwendeten Systeme. Durch die Zusammenarbeit mit ECF und CIVD an einem einheitlichen Bussystem wollen wir diese Integrationsaufgaben vereinfachen und den Weg für eine effizientere Zukunft ebnen.
Camper Professional – Sind Zubehörhersteller wirklich daran interessiert, dass Dritte ihre Produkte über den CI-BUS-Standard oder ähnliche zukünftige Standards steuern können?
Ralf Zahn – Das ist in der Tat ein heikles Thema. Der Druck der Reisemobil-OEMs, einen standardisierten Ansatz zu verfolgen, ist so groß, dass uns kaum eine Wahl bleibt. Für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt ist die Orientierung an diesen sich entwickelnden Standards notwendig.
Camper Professional – Wenn man bedenkt, wie wichtig die Elektronik für Freizeitfahrzeuge ist und wie wichtig zuverlässige Partner und ein starker Kundendienst sind, glauben Sie, dass es in Europa noch Platz für kleine Unternehmen in diesem Markt gibt?
Ralf Zahn – Von elektronischen Bauteilen weniger bekannter oder generischer Hersteller, insbesondere solchen ohne Kundendienst, z.B. aus China, ist für Freizeitfahrzeuge abzuraten. Die Langlebigkeit von Fahrzeugen übersteigt oft die vieler in ihnen verbauter elektronischer Komponenten, so dass ein effizienter Kundendienst und ein zuverlässiger Service unerlässlich sind. Die bewährte Praxis, Produkte zu unterstützen, die bis 1981 hergestellt wurden, bleibt bestehen. Wir bewahren Unterlagen auf, wie z.B. Zeichnungen aus den Jahren 1981 und 1982, die es uns ermöglichen, auch für ältere Paneele oder EBL Lösungen zu finden. Unser Ziel ist immer die Zufriedenheit unserer Kunden, egal ob wir ein neues Gerät installieren oder ein altes reparieren. Dieses große Engagement für Service und Support definiert unsere Rolle in der Branche und unterstreicht, wie wichtig es ist, erfahrene und zuverlässige Partner für wichtige Komponenten für Freizeitfahrzeuge zu wählen.
Camper Professional – Arbeiten Sie derzeit an der Integration von Konnektivität und Smartphone-Geräten in Ihre Produkte?
Ralf Zahn – Ja, wir entwickeln gerade ein spannendes Projekt mit einer integrierten EBL, die eine Verbindung zwischen dem Display-Bedienfeld des Freizeitfahrzeugs und einer Smartphone-App ermöglicht, ohne dass Cloud-Dienste benötigt werden. Unsere Technologie nutzt Bluetooth für Verbindungen in der Nähe und GSM für größere Entfernungen. Wir freuen uns darauf, diesen innovativen Ansatz auf dem kommenden Caravan Salon in Düsseldorf zu zeigen.